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Auch die Beschäftigung mit dem experimentalen Theile der Phyfiologie, namentlich die Vivifeötionen, widersprechen in höchstem Grade der weiblichen Natur, welche nicht So viel Abftradtion beSitzt, um Sich durch die Höhe des an- geStrebten Zweckes über So vieles AbSchreckende dieSer VerSuche hinwegSetzen zu können. Ich erinnere mich des theils widerwärtigen theils lächerlichen Eindruckes, den die Heldin eines Romanes der Frau Wilhelmine von Hillern hervorbringt, welche Sich mit vielem ErSolge mit der neueren NervenphySiologie beschäftigt; obgleich die Tendenz dieSes Romanes allerdings das ganz Verfehlte einer Solchen weiblichen Richtung darftellen zu Sollen Scheint. Die Darstellung aber ift ganz vollkommen in dem Geifte dieSer unreifen und unweiblichen Bestrebungen.
Wenn ich aber die weibliche Natur für ganz ungeeignet und unbefähigt zu den wiffenfchaftlichen Grundlagen der pradtifch-medicinifchen Studien erkläre, So verfteht Sich dieSes von Selbft auch für diefe practifchen Studien und ihre Ausübung am Krankenbette Selbft.
Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dafs wer in den pradtifch-medicinifchen Disciplinen nur Vorschriften zur Erkenntnifs und Behandlung feststehender Krankheits- Sormen, und in der ärztlichen Praxis nur diredte Anwendung dieSer Vorschriften nach den aufgeftellten Muftern und Beispielen erblickt, daSs DieSer dazu allerdings auch weibliche Individuen für befähigt erachten wird. Zu diefem hand- werksmäfsigen Betriebe der medicinifchen Praxis laffen Sich gewifs auch Frauen abrichten. Ich glaube Schon, daSs es Manche giebt, welche dazu Beobachtungsgabe, GedächtniSs und Gewandtheit genug beSitzt. Ich habe auch Schon gesagt, daSs es nicht beftritten werden kann, daSs wir eine groSse Anzahl auch männlicher Aerzte kaum weiter bringen, die Sich nicht über das Niveau von ärztlichen Handwerkern erheben. Aber ich habe auch Schon geSagt, daSs Sie das Unglück des ärztlichen Standes und Berufes ausmachen.