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Europa gelangte der chinesische Thee im Anfange des 16. Jahr­hunderts. Die Verbreitung des Thees als Getränk ist weit gro­ßer, als die des Kaffees. In ganz China und Japan, in Ruß­land und Schweden, vorzüglich aber in Großbritannien, Holland und Nordamerika, ebenso in Australien und am Cap, bildet er das Nationalgetränk. In Deutschland hat er sich erst in der neuern Zeit eingebürgert.

In China gießt man heißes Wasser auf die Blätter und trinkt ihn ohne Zuthat, wie wir das Wasser, um den Durst zu stillen. Durch Rum oder Arac, Zimmt oder Vanille wird sein natürlicher Geschmack verdorben.

Die Theeblätter enthalten außer einem großen Theil Pflan­zenfaser, Gummi, Harz, Blattgrün und mancherlei unorgani­schen Bestandtheilen, drei Stoffe, welche ihnen ihre Eigenthüm­lichkeit geben, nämlich:

1. Ein flüchtiges Del, wovon in 100 Pfund Thee ohngefähr ein Pfund ist. Dies giebt dem Thee seinen Wohl­geruch und Geschmack; es verflüchtigt sich, wenn der Thee lange zieht. Es müssen darum die Blätter in siedendes Wasser gethan werden, ohne daß man aber das Kochen weiter fortsetzt, weil sich sonst das Oel verflüchtigt. Am besten ist es, wenn das Gefäß, worin der Thee bereitet wird, fest verschlossen wer­den kann.

2. The ein, das in kleiner Menge im Thee vorhanden ist, die größte Verwandtschaft mit Koffein hat und die erregende Wirkung hervorbringen soll.

Versuch: Lege Theeblätter in ein Uhrglas, bedecke sie mit einem Papier und erhitze sie allmälig auf einem heißen Bleche bis zur Bräunung. Die langen, weißen, glänzenden Krystalle, die sich an das Papier und die Theeblätter anlegen, sind das Theetn.

3. Gerbstoff (Gerbsäure), so genannt, weil er zum Gerben des Leders dient. Läßt man das heiße Wasser längere Zeit auf den Theeblättern stehen, oder kocht den Thee auf, so wird die Gerbsäure in reichlicher Menge aufgelöst, und daher rührt der zusammenziehende Geschmack und die Trübung des kalten Thees.

In Bezug auf Nahrhaftigkeit steht er dem Kaffee gleich.