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griechische Feldherr Belisar kam in Folge der durch die Gothen 536 herbeigeführten Zerstörung der Wasserleitung Roms auf den Gedanken, Schiffmühlen auf der Tiber anzulegen. Im 4. und 5. Jahrhundert gab es auch in Deutschland und Frank­reich Wassermühlen, die man mehr und mehr vervollkommnete. Die Windmühlen sind wahrscheinlich in Frankreich am frü­hesten im Gebrauche gewesen. Unter den deutschen Städten hatte Speier eine der ersten im Jahre 1393. Dampfmüh­len kommen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts vor.

In einer Mühle finden wir zwei aufeinander liegende Sand­steine, die das Getreide zerreiben. Da sie hoch und tief gestellt werden können, so hat man es in seiner Gewalt, die Körner feiner oder gröber zu zerkleinern. Die zerriebenen Körner lau­fen durch eine Oeffnung in einen Beutel, der in schiefer Lage durch den Mehlkasten geht und im Verkästen endiget. Indem nun das zerriebene Getreide durch das Beuteltuch nach der Vor­kammer hinläuft, wird der feinste Mehlstaub durch das immer­fort gerüttelte Beutelluch durchgesiebt und sammelt sich auf dem Boden der Mehlkammer an. Sind die Körner das erste Mal durchgelaufen, so werden die Steine näher aneinander gebracht, und daS in der Vorkammer liegende zermahlene Getreide wird von Neuem aufgeschüttet, damit es den Weg noch einmal durch­laufe. Je öfter die zerkleinerte Masse aufgeschüttet wird, ein desto gröberes und schwärzeres Mehl erhält man. Da die Stärkemehlkörnchen des Getreidekorns leicht aus dem Korne ge­drückt werden und sich leichter zerkleinern lassen, als die Hülsen

des Korns, die fest und fettig sind, so haben wir in dem Mehle,

das sich nach dem ersten Aufschütten im Kasten findet, allermeist Stärke. Nach mehrmaligem Aufschütten werden auch die här­tern Theile des Korns zermalmt und geben dem Mehl eine schwärzere Farbe.

Was zuletzt in dem Verkästen bleibt, ist die Kleie, die zum Viehfutter benutzt wird. Sie bildete den äußern, härtern Theil des Korns, welcher sich, wegen seines bedeutenden Kiesel- säuregehalteS nicht so leicht zermalmen läßt, und wenn dies

dennoch geschieht, dem Mehle die dunkle Farbe ertheilt.

Was lehrt uns die Chemie über die Bestandtheile des Ge- lreidekorns?