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Chemie der Küche für Töchterschulen, sowie zum Selbstunterrichte / von E. Franke
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fähig ist, in Eiweiß überzugehen, Nahrungsmittel im engern Sinn«.

Zu diesen gehört vorzugsweise das Fleisch, das dieselbe Zu­sammensetzung wie das Blut, als Ganzes betrachtet, hat. Der Hauptbestandtheil des Fleisches ist die Muskelfaser, die nichts anderes ist, als festgewordenes, geformtes Bluteiweiß, das durch den Verdauungsprozeß flüssig und ins Blut überführbar wird. Dir Milch enthält im Kasein einen in der Zusammensetzung der Muskelfaser ähnlichen Stoff und ist deshalb auch zur Ernährung geeignet.

Auch in den Pflanzen fanden wir stickstoffhaltige Stoffe, die in ihrer Zusammensetzung dem Fleische und dem Käse glichen und ähnliche Namen tragen, als: Pflanzenfaserstoff, Pflanzen- «iweiß und Pflanzenkasetn.

Da die genannten Substanzen in den Nahrungsmitteln die Formen des Körpers bilden, so heißen sie auch plastische (bil, dend«, formgebende) Nahrungsmittel.

Die Küche hat nun dafür zu sorgen, daß dem Körper so­wohl Fett- als Blutbildner zugeführt werden, damit derselbe gedeihe und dem Geiste ein kräftiges und gesundes Werkzeug gebildet und erhalten werde; denn nur dann vermag auch der Geist tüchtig zu wirken.

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Seife.

Schon vor der christlichen Zeitrechnung wurde in Deutsch­land Seif« bereitet, und die Fabrikation derselben hat eine um so größere Ausdehnung gewonnen, je mehr die Cultur der Men­schen stieg. Einer unsrer größten Chemiker, v. Liebig sagt: Der Verbrauch an Seife ist ein Maßstab für den Wohlstand und die Cultur der Staaten, und man kann bei Vergleichung zweier Staaten von gleicher Einwohnerzahl mit entschiedener Gewißheit denjenigen von beiden für den reicheren, wohlhaben­dere« und cultivirteren erklären, weicher die meiste Seife ver-