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Tage. Ich arbeite aber mit einer Trommel, während gewöhnlich Sticke­rinnen Rahmen haben. Ich sitze ganz gerade dabei, die Böhminnen aber eignen sich nicht dazu, die sitzen gebückt und werden leberleidend.

Vorsitzende: Wie lange kann Eine im Tag schlingen? Expertin Nr. 159: Das ist sehr anstrengend, denn man sitzt ganz frei und muß die Hände bewegen. Man kann sich dabei im Tag, wenn es viel ist, 50 bis 00 kr. verdienen. Bei der Barchentarbeit, das ist die bessere Arbeit, kann es eine geschickte Arbeiterin auf fl. l bringen. Da muß sie aber schon um 6 Uhr Früh anfangen und bis 9 Uhr Abends arbeiten.

Vorsitzende: Und bei der feinen Leinenschlingerei mit l8 kr. per Meter? Exp. Nr. 159: Da muß sie auch früh anfangen und bis 8, 9 Uhr Abends arbeiten, um 50 bis 00 kr. zu verdienen.

Dr. Adler: Sie haben früher einen Preis von 18 kr. per Meter genannt. Ist das der Preis, den Sie erhalten oder den Sie bezahlen?

Exp. Nr. 159: Ich nehme 18 kr. für kleine Zacken, 22 kr. für große. In den Gewölben bekommt die Schlingerin 12 kr. per Meter, ich nehme Schlingereien von Gefchästen nicht an, sondern nur von Privaten und da zahle ich das, was ich bekomme.

Dr. Adler: Und wie ist es bei den anderen Arbeiten, die Sie weitergeben? Exp. Nr. 159: Ich bekomme 12 kr. und zahle 10 kr.

Dr. Adler: Wie viel Monogramme kommen auf die Stunde oder auf den Tag? Exp. Nr. 159: Kleine macht man in einer halben Stunde.

Dr. Adler: Verdienen Sie mehr an dem, was Sie selbst arbeiten, oder an dem, was Sie weggeben? Exp. Nr. 159: An dem, was ich weggebe, verdiene ich das Wenigste, das ist nur, um die Kunden zu befriedigen. Ich zahle die Arbeiterinnen besser, als wenn sie es direct für ein kleines Geschäft machen. Sie sind recht froh, wenn ich es ihnen gebe.

Dr. Adler: Ihr Verdienst ist also größer von Ihren eigenen Arbeiten?Exp. Nr. 159: Ja.

Vorsitzende: Ihr Mann verdient auch? Exp. Nr. 159: Ja.

Herrdegen: Ist Ihnen etwas darüber bekannt, zu welchem Preise ein solcher Streifen, bei dem der Meter mit 18 kr. bezahlt wird, von den Zuchthäusern geliefert wird? Exp. Nr. 159: Ein Meter sammt Lein­wand wird um 10 kr. verkauft; so gehen sie damit Hausiren. Wie soll da eine arme Schlingerin bestehen können?

Herrdegen: Sind diese Arbeiten aus dem Zuchthause auch gut?

Exp. dir. 159: Es sind auch schöne Arbeiten dabei; auch schlechte. Die Stickereien sind von den Strafhäusern noch billiger als von den böhmischen Fabriken.

Herrdegen: Diese Streifen, für die Sie per Meter 18 kr. bekommen, sind nur einseitig geschlungen? Exp. Nr. 159: Ja.

Dr. Ofner: Sie haben uns gesagt, daß von den kleinen Geschäften viel weniger gezahlt wird als Sie bezahlen? Exp. Nr. 159: Ja. Vor 15 Jahren, wie ich geheiratet habe, habe ich auch für ein solches Geschäft gearbeitet; ich war sehr geübt, Habe den ganzen Tag gearbeitet, und wenn ich mich noch so geplagt habe, habe ich nur fl. 1 verdient, ich hätte aber nach meiner Rechnung gut fl. 1-50 verdienen können. Zwei Jahre habe ich dorthin gearbeitet, habe es aber dann aufgegeben. Solche Geschäfte bekommen nicht so viel Arbeiterinnen und verlangen, daß man auch an Sonn- und Feiertagen für sie arbeite.

Dr. Ofner: Wie viel verdienen Sie im Tag, wenn Sie sonst nichts machen? Exp. Nr. 159: fl. 2.

Vorsitzende: Sie sagten, daß das Geschäft, für welches Sie früher gearbeitet haben, nicht genug Arbeiterinnen bekommt. Warum? Exp. Nr. 159: Weil diese Geschäfte so schlecht zahlen. An diese Geschäfte