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Kreise der Betrachtung ausscheiden. Weil man es nicht thut und bisher nie gethan hat, darum gab man so häufig Anlaß zu Mißverständnissen und Irrthümern. Die Familienwirth- schaft ist das Ziel des Weibes, es ist die höchste Erfül­lung seines Berufes, es ist, wenn ich so sagen darf, die Bestimmung des Weibes nach seinem Streben und Hof­fen. Das Weib in der Familie, das Weib als Mutter und als Gattin ist eine Frage immer mehr der Sittlichkeit als der Wirthschaft, hier zu bilden geziemt dem Priester und dem Lehrer, keineswegs dem Volkswirth. Ich weiß recht gut, daß auch seine Kenntnisse dem Weib in der Häuslichkeit gar oft dienen können, ebenso wie eine Kenntniß medizinischer Grund­sätze, diätetischer Regeln einer Mutter nützen können, aber der Inhalt dieser Bestrebungen und das Ziel derselben ist nicht Inhalt und Ziel der modernen Bewegung für die Re­form oder Belebung der Frauenarbeit. Mit dieser Begrenzung des Begriffes weisen wir daher auch jene Redensarten zu­rück, die die Bestrebungen der Gegenwart paralisiren wollen, jene Redensarten, die mit einemdas Weib gehört in die Küche, an die Wiege der Kinder, zum Strickstrumpf" glauben, eine große Weisheit dabei von sich gegeben zu haben. Wir­rnissen recht gut, daß sie auf der Höhe ihrer Bestim­mung dorthin gehört und sorgen dabei nicht für Rath und That, aber für jene Zeit, wo sie noch nicht die Emsigkeit des häuslichen Herdes genießt, noch nicht das Glück der Mutter- sorge gefunden hat und für jene Augenblicke der Noth, wo das Weib selbst in diesem Glück durch ihre andere Arbeit die Mittel herbeischaffen muß es zu erhalten, für diese Zeit und diese Zustände wollen wir eine klare Erkenntniß der weib­lichen Arbeit und soweit wir es vermögen eine Besserung der gegenwärtigen Verhältnisse. Und diese Verhältnisse,