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Industrie, die aus eigener Kraft die wirthschaftliche Lage des Volkes verbessert. Ich habe nun an anderer Stelle schon mit ausschließlicher Rücksicht auf die Frauenarbeit die Mittel und Wege geschildert, welche die großen Bestrebungen unserer Zeit fördern können, die wirthschaftliche Lage des weiblichen Ge­schlechtes durch die Erweiterung ihrer Arbeitskräfte zu ver­bessern. An diesem Orte hab' ich ein ganz anderes Ziel im Auge. Ich will die Lage der bereits vorhandenen und thätigen Frauenarbeit einmal allein ins Auge fassen und, ausgehend von der allgemein bekannten Thatsache, daß die weiblichen, selbst sehr fleißigen, Arbeiterinen wirtschaftlich doch sehr ohnmächtig sind, will ich Grund und Ur­sache dieser Verhältnisse prüfen und die Mit­tel zeigen, die womöglich einen Anstoß zur Bes­serung dieser Verhältnisse geben können.

Ich bezeichne gleich mit einem Worte die Gründe, welche den größten Theil unserer weiblichen Arbeitskräfte auf einer so niedern Stufe des wirthschaftlicheu Wohlseins erhalten. Es ist der Mangel an jeder Bildung. Es fehlt nicht nur in den meisten Staaten Europas eine genügende Schulbildung, es fehlt überall gerade die Arbeitsbildung, die Kunst arbeiten zu können.

Ganz allgemein können wir diesen Satz ins Auge fassen, denn es ist gleichgiltig, in welchem Kreis der beiden Arbeits­kreise, die ich oben angedeutet, die weibliche Arbeitskraft sich bethätigen will. Auch in der Fabriksarbeit entscheidet über den Werth der Arbeitskraft, die geistige Fähigkeit und Beweglich­keit, zumeist bei Frauen, wenn diese in der Fabriksarbeit weite und ausgedehnte Beschäftigung finden wollen. Die Bil­dung des Arbeiters ist die festeste Basis seiner wirthschaft-