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liehen Sicherheit, sie ist aber auch die gleiche Basis für jedes Arbeitsgebiet in seinem ökonomischen Werthe. Unter Bildung und zwar unter jener Bildung, die ich zur genaueren'Be­zeichnung Arbeitsbildung nannte, verstehe ich, um es mit einem Wort zuerst zu bezeichnen, das volle Bewußtsein des Arbei­ters von der Aufgabe seiner Arbeit und die Kraft diese stets bestens zu erfüllen; da aber tritt uns in der Arbeiterbildung entgegen: die Kenntniß der Bedürfnisse der Zeit, der Nach­frage und des Begehrs, die Kenntniß diesen Bedürfnissen gerecht zu werden im Inhalt und in der Form der Arbeit, Geschmackkenntniß der Modeströmung und Kunstrichtung, end­lich die Kenntniß diese Bedingungen des Verkehrs bestens in dem Angebot zu befriedigen. Das ist Arbeiterbildung und wenn wir einen Arbeiter untergehen sehen, so werden wir bei ernster Prüfung sicher finden, daß sie ihm ganz oder in ihren besten Theilen fehlte. Nirgends und bei Niemandem ist diese Bil­dung von größerer Wichtigkeit als bei den weiblichen Arbeits­kräften, wie immer sie verwendet werden mögen, nirgends aber ist sie seltener vorhanden, als hier. Das liegt nicht in der Unfähigkeit des weiblichen Geschlechts etwas zu begreifen und zu lernen, das liegt zumeist in der Art der weiblichen Erziehung zur Arbeit und dann in dem Mangel an Bil­dungsmitteln für die Entwicklung der weiblichen Arbeitskräfte.

Es ist eine eigenthümliche Erscheinung. Nichts ist tradi­tioneller als die weibliche Arbeit, sie erbt sich von Großmut­ter, Mutter und Kind fort in ihrer Art und ihrer Form. Nirgends sind nutzlose Dinge so lang erhalten als in der Arbeit und Beschäftigung der Frauen, nirgends pflanzen sich Geschmacklosigkeiten mit solcher Sicherheit und Unwandelbar- keit durch Geschlechter hindurch fort, als eben hier. Es liegt dies, Wer wollte so ungerecht sein es zu verkennen, es liegt dies