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die leider vom weiblichen Geschlechte immer früher zu üben gefordert wird, denn vom männlichen, zwingt man Arbeiten unter die kleinen Hände, welche frühzeitig das beste Werk­zeug, das Auge, zerstören oder irre leiten und die wirtschaft­lich auch schon darum schlecht sind, weil sie unter dem Vor- wande verdienen zu lernen, nichts anderes lehren als die Mög­lichkeit auch mit s chlechter Arbeit manchmal Etwas zu erwerben. Hier wieder kann man gleich lernen, daß unter dem Zwang frühzeitig verdienen zu müssen, die Lehrzeit des weiblichen Geschlech­tes vernachlässigt wird. Es gibt in ganz Deutschland, wir ver­muten übrigens, auch in ganz Europa, keine Bildnngsanstalt für weibliche Arbeitskraft und selbst in der Privatwirthschaft ist die Lehrzeit der Arbeiterinen zumeist in Deutschland so kurz bemessen, daß das Resultat derselben wenig mehr ist als eine flüchtige Routine oder der Besitz einiger Handgriffe.

Wo also liegt bei Betrachtung der gegenwärtigen Ver­hältnisse die wahre Hülfe für die Hebung des wirthschnft- lichen Wohles, wo die wahre Pflege der Frauenarbeit? Das beste Mittel für alle Hülfsbedürftigkeit ist das­jenige, das der Zeit und den Bedürfnissen ent­spricht. Zeit und Bedürfnisse aber in unserer Frage er­heischen Bildung. Die Frauenarbeit und mit ihr das wirtschaftliche Wohl der Frauen zu fördern, liegt also in der Schaffung von Bildnngsmitteln. In dieser Summe von Befriedigungsmitteln findet sich jede weibliche Arbeit bedürf- nißreich, die freie Arbeit und die Fabriksarbeit.

Die Bildungsmittel nun sind verschieden, ebenso ver­schieden wie die Mittel zu lehren und zu lernen. Das beste Bil- dungsmittel aber für den, dessen Beruf die Arbeit ist, ist jenes, welches den Sinn nährt, den er bei seiner Arbeit am meisten und am wichtigsten braucht, Es ist das Auge und das Bil-