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die Zeit des dreißigjährigen Krieges. Und nun könnte man weiter in der Geschichte der Frauenarbeit sehen, wie allmälig dieselbe durch die sich ansammelnde Arbeitskraft der Männer in dem Fabriksbetriebe verdrängt wurde. Diese erscheint und produzirt in Masse und billiger und schneller, sie verstreut durch den lebendig werdenden Handel ihre Waaren aller Orten und wie sie die Bedürfnisse leicht und schnell befriedigt, so erzeugt sie dieselben auch in immer weiteren Kreisen. Der Baum- wollverbrauch, der bis 1770 in England kaum 1 Mill. Pfd. betrug, stieg auf 100 Mill. und beträgt heute mehr als 1000 Mill. Pfd., um nur ein Beispiel zu geben. Die häus­liche Arbeit ist nicht mehr im Stande zu leisten, was das Hans bedarf, dadurch verliert die weibliche Arbeitskraft ihren wirtschaftlichen Werth in der Produktion der Nationen und dieser Prozeß wird immer "Mächtiger, je bedeutender die Fa­briksarbeit auftritt und je mehr diese selbst sich vervollkomm­net. Was bleibt den zahlreichen Arbeitskräften zu thun übrig, die so aus dem Kreis ihrer Arbeit verdrängt werden, weil ihre Arbeit selbst konkurrenzunfähig wird? Sie suchen und das ist der Prozeß in unserem Jahrhundert in neue Wirkungskreise einzutreten, in Wirkungskreise, die freilich den weiblichen Beruf seines idealen Reizes entkleiden, des Reizes der stillen Häuslichkeit, ja die oft sogar das Weib selbst wie bestimmungsgemäß zum Verfall und sittlichen Ruin verur- theilen. Ueberall sehen wir in der Nahrnngsnoth und in der Sorge um dieNothdurft des Lebens die weibliche Arbeitskraft ueu auftreten, in die schwersten Arbeiten tritt sie ein, in Arbeiten, welche dem Ge­schlecht selbst zuwider sind, in Arbeiten, die von vornherein weibliche Sitte und Zucht auflösen. Vor allen aber ist es die Fabriksarbeit, welche immer mehr die Frauenarbeit heranzieht,