Betrachtungen über erworbene Fähigkeiten etc. 39
der Tropenbewohner fast ausschließlich um Retentionsanomalieen ganz allgemein (d. h. bei allen Repräsentanten der zugehörigen Classe) gebildeter Pigmente 1 ), weder um eine Begünstigung der Pigmentbildung, noch um eine Verzögerung des Pigmentzerfalles. Nur die sub 1 und 2 von uns aufgestellten Modi bezüglich einer einfachen Pigmentinfiltration kommen hier in Betracht, und um deren Sinn klar hervortreten zu lassen, möchte ich einige Beispiele namhaft gemacht haben, welche mir als eigene Beobachtungen geläufig sind.
Ad 1 wähle ich mich am besten selbst als Object. Nach mehreren anstrengenden Ritten und Fußmärschen, welche ich, um die Fauna und Flora des tropischen Afrika kennen zu lernen,
x ) Die große Mehrzahl der Hautpigmente hei Wirbelthieren (so besonders die Melanine, die Lipochrome und viele Lipochromoide) erfährt durch das Licht eine Zerstörung, und es ist danach selbstverständlich, daß falls die Pigmentbildung, die epidermoidale Pigmentaufnahme und Pigmentretention hei nordischen und tropischen Formen die gleichen wären, nicht die letzteren, sondern die ersteren am intensivsten gefärbt sein müßten. Wie ich mich in der Société du Gas de Marseille an Goldfischen überzeugte, welche sich im Wasser einer Glasglocke befanden, die nicht nur des Tages, sondern auch in den Abendstunden (und in diesen sowohl von innen wie von außen durch kräftiges electrisches Licht) beleuchtet wurden, entfärbt ein intensives Licht auch bei lebenden Thieren die lipochromatisch tingirten Hautstellen thatsächlich sehr rasch. Aehnliches beobachtete schon Al. von Humboldt an den Blättern der Bäume auf den Boulevards von Paris. Oswald Heer (Die Käfer der Schweiz. Th. 2. Lief. 1. Neuchâtel 1837. S. 1 Anm.) machte dagegen die interessante Beobachtung, daß die Cicindelen und Car ah en in den Alpen mit zunehmender Höhe dunkler werden; diese Farbenabweichungen haben jedoch mit dem Verblassen einer melaninartigen Substanz nichts zu thun und sind von Heer richtig dahin gedeutet, daß bei den Käfern in den höheren alpinen Regionen die allein lebhafter gefärbte „Kruste der Schleimhaut“ weniger dick aufgetragen ist als hei den Formen in der Ebene, und daß daher auch bei jenen die „zweite dunklere Schicht der Lederhaut“ stärker hervortreten muß. Heer soll der Ansicht gewesen sein, daß diese morphologische Hemmungsbildung durch den auf den Alpenhöhen erforderlichen längeren Aufenthalt der Larven an gedeckten Stellen (unter Steinen u. dgl. m.) veranlaßt werde.