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Die Durchfluthung des Isthmus von Suez in chronologischer, hydrographischer und historischer Beziehung / von C. Fr. W. Krukenberg
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72 Die Durchfluthung des Isthmus von Suez etc.

einflußreichen Behörden mit Empfehlungen allzu reichlich ver­sehen, zum Veröden gebracht und allen ehrlich forschenden Rei­senden auf späterhin unzugänglich gemacht wird. Leider verlangen es die Umstände, auf die Größe einer solchen Gefahr hinzuweisen 1 );

L ) Es gereicht mir zur vollen Befriedigung zu bemerken, daß meine oben skizzirte Ansicht sich in vollem Einvernehmen befindet mit den Aus­einandersetzungen, welche wir dem verdienstvollen Geographen, dem er­fahrensten Sudanforscher, dem charakterfesten und umsichtigsten aller Gouverneure, die das Aegypterland je gesehen, zu verdanken haben. In seinem classisch gewordenen WerkeOstafrikanische Studien (2. Ausgabe. Basel. 1883. S. 16 u. 17) äußert Werner Munzing er:Stellen wir uns ein Land vor, womit Europa keinen officiellen Verkehr hat, wie es z. B. mit Abessinien fast bis auf den heutigen Tag der Fall ist. Der Fremde kommt ohne alle Ansprüche an; er weiß, daß seine Sicherheit von dem guten Willen der Eingeborenen abhängt; er wird also alle Vorsicht, alle Be­scheidenheit aufhieten, um sich beliebt zu machen. Die Landeseingeborenen, die, so wild sie auch sein mögen, einen friedlichen Charakter immer zu schätzen wissen, Averden den Hilflosen Fremden als Gast edelmüthig auf­nehmen; mit einem klugen rücksichtsvollen Benehmen wird er sich immer gut befinden. Wenn durch Zufall einmal in hundert Jahren ein Unglück vorkommt, Avas einem in Europa ja auch zustoßen kann, so fällt es doch nur auf die einzelne Person ohne Zusammenhang mit seiner Brüderschaft in Europa. Deswegen sehen Avir die Armenier und Griechen, die gewöhnlich sehr AA r enig Protection genießen, allenthalben gut aufgenommen und geschätzt, da sie keine falsche Ansprüche machen; sie werden allmälig wie Landes­kinder angesehen, des Landrechtes theilhaftig und je nach ihrem Betragen gut oder schlecht behandelt.

Wie verschieden ist die Stellung des protegirten Europäers. Er weiß, daß Consuln expreß für seinen Schutz dahingestellt sind, er glaubt sich sicher, da er seine Nation hinter sich fühlt. Er vernachlässigt die Freund­schaft der Eingeborenen, die ihm unpütz scheint; er wird stolz und rück­sichtslos. Der Eingeborene seinerseits wird ihn stets als Fremdling miß­trauisch anschauen, und da er schnell den Unterschied zwischen Consul und Unterthan begreift, den letztem eher verächtlich behandeln; das Gastrecht, das er ja selbst nicht in Anspruch genommen, Avird nie auf ihn angeAvendet. Seine Sicherheit hängt einzig und allein von dem Ansehen seines Consuls ab; stößt ihm ein Unglück zu, so fällt die Schande solidarisch auf die ganze Colonie; in Folge der Stellvertretung Averden alle, einer für den andern verantAvortlich; bleibt er ungerächt, so ist die ganze Colonie preisgestellt, da ihre Sicherheit von der Macht ihres Vaterlandes abhängt.