94
Die Durchfluthung des Isthmus von Suez etc.
Wanderformen ergeben wird, „ob die Demarcationslinie, welche sich gegenwärtig zwischen beiden Faunen am höchst gelegenen Theil des Canalverlaufes, bei der Schwelle von El Guisr, gebildet hat, zunächst so bleiben wird, oder ob der hier gewissermaßen eingetretene Stillstand nur ein vorübergehendes Stadium der fortschreitenden Vermischung ist, und ob die Strömungen etwa hierbei eine wesentliche Rolle spielen“, ist Sache einer späteren Zeit. Diesen Verhältnissen nachzuforschen, wird eine der Aufgaben späterer Beobachter sein. Daneben wird sich das Augenmerk aber auch auf die Lösung anderer Fragen zu richten haben, und wie ich annehmen möchte, sind dieses gerade die biologisch belangreichsten. Die Probleme, welche mir vorschweben, sind bereits vor der Eröffnung der modernen Canalanlage von Léon Vaillant *) in folgenden Sätzen formulirt: „Ohne Zweifel wird (durch den Canal) ein Austausch der Arten stattfinden. Indem diese Formen nun ihr gewohntes äußeres Medium gegen ein anderes vertauschen, erhalten sich dabei ihre typischen Merkmale oder erfahren diese einige Modificationen? Werden sich diejenigen emigrirten Formen, welche gewisse Stammeseigenthümlichkeiten systematisch verbinden, bei ihrem Zusammentreffen erfolgreich kreuzen und so zur Entstehung neuer Spielarten die Veranlassung sein? Werden sich solche Spielarten nur vorübergehend zu halten vermögen, oder werden dieselben beständig sein?“
Die älteren Beobachtungen über die Veränderungen, welche verschiedene Species in abgesackten Meeresbecken mit allmälig immer mehr entsalztem resp. concentrirter gewordenem Wasser erfahren haben, werden einen zuverlässigen Anhalt bei der Lösung dieser Fragen bieten. Freilich können auch hier Jahre vergehen, bevor Resultate nach dieser Richtung hin zu verzeichnen sein werden, doch da, unserer Ueberzeugung nach * 2 ), der durch das
9 L. Vaillant , Journ. de Conchyliologie. T. 13. 1865. p. 97 — 98.
2 ) Cf. meine Vgl.-physiolog. Vorträge. Bd. 1. Heft 1. Heidelberg. 1882. S. 24—26.