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Erläuterungen und Zusätze.
Canalanlage von Letronne in Abrede gestellt. Nach diesem vortrefflichen Alterthumsforscher „haben die alten Canalanlagen immer den indirecten, niemals den directen Weg eingeschlagen, und zwar 1. weil das Delta von der Wasserstraße, deren Hauptzweck in den Getreideexporten nach Arabien bestand, an erster Stelle hat profitiren sollen, und 2. weil ein dauerhafter Hafen an der Küste von Pelusium — weniger der dortigen Terrainverhältnisse als der beständig von Westen nach Osten gerichteten Luftströmung wegen, die jeden Hafen östlich von der Nilmündung zum Versanden bringen mußte — nicht herstellbar war“. Als dritten, jetzt aber hinfällig gewordenen Beweisgrund führt L. auch noch die Niveaudifferenzen beider Meere an. Die uns erhalten gebliebenen Spuren der Ptolemäeranlage sprechen aber zu überzeugend gegen die Ansicht von Letronne.
Der Amnis Trajanus. Schleiden , der die Nachrichten der „phantasierenden“ späteren arabischen Schriftsteller über den Trajans- und Hadrianscanal nicht gelten lassen will, betrachtet nach den von ihm citirten Zeugnissen des Ptolemaeus, des Julius Honorius Orator (vielleicht im Anfang des 5. Jahrhunderts) und der Kosmographie des Pseudo-Aethicus doch wenigstens soviel als festgestellt, „daß der Theil des Ptolemäercanals, der die Bitterseen füllte und der sie mit dem Rothen Meere verband, noch im 3. Jahrhundert vorhanden und wahrscheinlich von einem schmeichelnden Statthalter dem Trajan zu Ehren umgetauft war“. Schleiden konnte es dabei aber nicht entgehen, daß der Notiz beim Ptolemaeus: «Der Trajans- fluß fließt durch (Heroopolis) und die Stadt Babylon», zugleich zu entnehmen ist, daß die noch jetzt bestehende Verbindung des Wady-Canals durch den Bahr el Achdar und den Cairocanal mit dem Nil in der Nähe des alten Babylon schon vor Ptolemaeus fertig gestellt sein musste, und daß vielleicht ein Versiegen des Pelusischen Nilarms diese neue Canalanlage nothwendig gemacht hatte. Dieser später als «der Canal des Fürsten der Gläubigen» bezeichnete, künstlich hergestellte Wasserlauf wird von den arabischen Schriftstellern einstimmig dem Trajan öder was chronologisch ziemlich dasselbe besagt, dem Hadrian zugeschrieben, und da liegt doch wohl genug Veranlassung vor, sich etwas genauer in der Literatur umzusehen, bevor man sich wie Schleiden zu der Behauptung versteigt, daß wir aus den alten Quellen so gut wie nichts vom Trajanscanal und absolut garnichts von einem Hadrianscanal erfahren. Schon die Brochiiren von Letronne hätten Schleiden zu. einer andern Auffassung bekehren können, doch waren dieselben ihm unbekannt geblieben.
Letronne sagt: „ Lepere wie de Posiere haben bezweifelt, der Hadrianscanal sei für den Schiffsverkehr bestimmt gewesen. Daß daran nicht zu zweifeln ist, geht nicht nur aus den Zeugnissen arabischer Schrifsteller, die ausdrücklich angeben, der Canal habe der Schifffahrt gedient, sondern