Muslimische Frauen auf einem Wagen mit Eselgespann, Foto: Gabriel Lekegian, Albumin, um 1880-1890. Originalbeschriftung: "Femmes sur la charette".
Die vermeintliche „Objektivität" der Fototechnik passte zum Zeitgeist der imperialistischen Expansion und kolonialen Welteroberung im 19. Jahrhundert. Menschen aus anderen Kulturen, früher nur durch Reiseberichte oder fantasievolle Illustrationen bekannt, wurden so für eine breitere Öffentlichkeit in Europa sichtbar. Bildmotive von frühen kommerziellen Reise- und Studiofotograf_innen verstärkten koloniale Narrative. Wenn auch von Fotopionieren wie Gabriel Lekegian per se nicht intendiert, untermauerten islamisch-arabische Frauendarstellungen antimuslimische Vorurteile und rassistisches Denken in Europa. Sie bekräftigten die tief verwurzelte Vorstellung eines fremdkulturellen „Orients“ als Kontrastbild des „Okzidents“. Der eurozentrische Diskurs eines vermeintlich „rückständigen“ Orients als Gegensatz eines scheinbar „aufgeklärten" Westens bildete die Legitimation der Kolonisierung als „zivilisatorische“ Aufgabe der europäischen Großmächte. [Eduard W. Said, Orientalism, 1978]