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DieStückferkerei", welche ein Gewerbe bildet, von dem die Inhaber Erwerbs- und Einkommensteuer bezahlen, besteht heute noch ja, sie hat mit der Ausdehnung der Stickerei Schritt gehalten und die Ferker blieben bis jetzt die Agenten, durch deren Hände der größte Theil der Produktion in diesem Industriezweige geleitet wird. Zwar begannen schon im Jahre 1820 Vorarlbergische Unternehmer, Stickereien selbständig zu fa- briziren, so Johann Schneider, Josef Nagel und Lorenz Blum, dann Jakob und Carl Schneider, alle in Höchst; von diesen Unternehmungen besteht aber heute nur noch die zuletzt genannte und zwar unter der FirmaCarl Schneider L Söhne".

In der Zeit von 18201830 wurden hauptsächlich Klei­derstoffe gestickt und zwar mit Garnen in allerlei Farben. Die beigelegten Muster 6 6V stammen aus der Zeit von 1830 1835. Später verlegte man sich mehr auf die Feinstickerei, welche heute noch die Firma Schneider Bänziger in Höchst betreibt, der Absatz in Hand-Feinstickereien hat aber seit Ein­führung der Feinstickmaschinen sehr man behauptet um gegen früher abgenommen.

Trotzdem und obwohl die Versuche, die Stickerei in Vor­arlberg selbständig zu betreiben, in den meisten Fällen nicht gelangen, hat dieselbe doch an Ausdehnung gewonnen und der heute noch hauptsächlich durchFerker" geleitete Industriezweig bringt dem Lande einen jährlichen Verdienst von mindestens 1,500,000 Franken.

Die Stickerei wurde anfänglich und während vielen Jahren fast ausschließlich alsFrauenarbeit" betrachtet und es verdiente sich ursprünglich eine gute Stickerin täglich ! Gulden (Rcichs- währung 24 fl. Fuß); jetzt verdient eine solche 2 Franken; es gab aber auch Zeitpunkte, wo bei schlechtem Geschäftsgänge der tägliche Verdienst auf 8 kr. herabsank. Personen männlichen Geschlechts beschäftigten sich nur ausnahmsweise, besonders im Winter, mit der Stickerei; die Bregenzerwälder nämlich, welche als Steinhauer, Gypscr, Maurer zur Sommerzeit nach Frank­reich und der Schweiz ziehen und im Winter wieder in ihre Heimat zurückkehren, suchen während dieser Zeit sich mitSticken" etwas zu verdienen, ebenso die aus den Alpen heimgekommenen Personen.

In den letzten Jahren hat die Stickerei in Vorarlberg noch durch die Aufstellung zahlreicher Stickmaschinen an Bedeu-