IV.
Beitrag
zur Geschichte der Entwicklung der Stickerei in Vorarlberg.
Die Stickerei auf baumwollenen Geweben wird in Vorarlberg gleich der Baumwollwcbcrei nachweisbar schon seit dem 7. Iahrzehent des vorigen Jahrhunderts betrieben; ja — nach einer Mittheilung aus schweizerischer Quelle hat das-Handelshaus Gonzenbach aus St. Gallen schon im Jahre 1753 in Vorarlberg Stickereien mit kleinen Blümchen anfertigen lassen.
Das beiliegende Halstuch (^) mit gestickter Bordüre ist mehr als 75 Jahre alt.
Im Jahre 1817 nahm die Stickerei in Vorarlberg einen besondern Aufschwung — sie breitete sich nämlich im nördlichen Theile unseres Landes, in den Rheingemeinden,. Höchst, Lustenau u. s. w. bis in den Bregenzerwald hinein ziemlich allgemein unter der Landbevölkerung aus.
Im Jahre 1819 wurde Vorarlberg in den österreichischen Zollverband aufgenommen; zugleich ertheilte aber die kaiserliche Regierung die Bewilligung, rohe Gewebe zum Sticken von der Schweiz zollfrei ein- und ausführen zu dürfen. Immer mehr setzte sich dieser Industriezweig fest und wie bei der Handweberei vermittelten auch hier die sogenannten „Ferker" den Verkehr zwischen den Unternehmern und den Arbeitern.
Die „Stückferker", auch kurzweg „Ferker" genannt, begaben sich in die Schweiz (die Kantone St. Gallen und Appen- zell), holten sich bei den Fabrikanten die rohen zum Sticken vorgerückten Stücke und die Garne, besorgten die zollamtliche Behandlung an der Grenze, gaben die Gewebe mit den entsprechenden Garnen an ihre Stickerinnen zur Bearbeitung ab, bezahlten hie- für den bedungenen Lohn, sammelten die fertig gestickten Gewebe wieder ein und brachten diese nach vollzogener zollamtlicher Aus- suhrsbehandlnng den Fabrikanten in der Schweiz zurück. Für diese Mühewaltungen bezog der Ferker von jedem Stücke eine bestimmte Provision.