Gattin und Mutter zu werden, und selbst diejenigen, welche es wer­den, sind nicht für ihr ganzes Leben darauf beschränkt, Gattin und Mutter zu sein.Ihnen hat der Zustand der modernen Gesellschaft das Maß der individuellen Freiheit zum Theil schon geschaffen, und es wird die weitere Entwickelung das natürliche Resultat herbei­führen, welches das weibliche Geschlecht an der Lösung der allgemei­nen Aufgaben des Menschengeschlechtes selbstständig den ihm gebüh­renden Antheil nehmen läßt, nie aber wird esder natürliche Beruf" des Weibes sein, in politischen oder soüalen Fragen handelnd ein­zugreifen, weil geschlechtliche Rücksichten ein veto sprechen.Ver­werflich sind daher alle diejenigen Emancipations-Bestrebungen, welche die Unterschiede außer Acht lassen, die die Natur zwischen die Ge­schlechter gestellt hat."

Auch ein rein materieller Boden ist der Frau zugewiesen; er knüpft sich an die Familie, indem die Frau, als lebendiger Factor der Familienerziehung, zugleich befähigt sein soll, wo nicht zunächst direct für die Familie zu erwerben, so doch gewiß das Erworbene in geeigneter Weise nutzbar zu machen. Daß diese Aufgabe in der heutigen Zeit eine nicht geringe ist, sondern an zunehmenden Schwie­rigkeiten mannigfacher Art leidet, bedarf kaum der Begründung. Auch ist die Neigung, diesen Berufszweig auszufüllen, beim weib­lichen Geschlechte sichtlich im Abnehmen begriffen. Zudem hat die mit den Zeitverhältnissen nicht Hand in Hand gegangene Ausbildung der Frau für ihren Beruf einen Zustand herbeigeführt, in dem das Bewußtsein der Verantwortlichkeit sich gleichzeitig mit der nöthigen Einsicht im Verschwinden befinden.

Mit dem Schwinden des Bewußtseins der hohen Aufgabe dev Frau, durch ihre erziehliche Einwirkung die sittliche Entwickelung der Familie zu bestimmen, ist auch das Bewußtsein geschwunden, daß die Frau gleichfalls bestimmt ist, auf die Förderung des geselligen Lebens*) zu wirken. Der gefeierte deutsche Dichter singt:

Aber mit sanft überredender Bitte Führen die Frauen das Scepter der Sitte,

*) Die Frauen, als natürliche Pflegerinnen edeler Sitte, verdienen in ge­sellschaftlicher Hinsicht viel mehr Rücksichten als die Männer. D. V.