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die vorzugsweise Schätzung des äußeren Schimmers und glänzender Mode, die Eitelkeit^) und Gefallsucht, das hohle Getändel mit schöngeistigen Phrasen, die Neigung, sich durch Lectüre gehaltloser Romane einem verderblichen Phantasiespiel hinzugeben, das Gefallen an schaler Unterhaltung und glänzender Gesellschaft rc., während der einmal empfundene Hochgenuß wahrer und gründlicher Erkenntniß dieselbe wie ein besserer Schutzengel durch's Leben begleiten und ihr tausendfach edlere und reinere geistige Genüsse und würdigeren Stoff auch zur geselligen Unterhaltung erschließen würde.

Wenden wir uns nun den Lehrfächern der höheren Töchterschule selbst zu.

Vor allen Dingen fordert das Gemüthsleben des Weibes dauernd in der religiösen Lebensanschauung erhalten zu werden, und die Ausbildung seines Geistes eine derartige gründliche allgemeine Bildung, die von aller Vielwisserei, von aller systematischen Wissen­schaft im strengsten Sinne fern bleibe. Wir bezeichnen den

KekigionsunLerrichL

als dasjenige Lehrobject, das die eigentliche Grundlage des die Schule erfüllenden Geistes und Lebens ist. Daß er den Zweck er­reiche, wird davon abhängig bleiben, ob es der Lehrer überhaupt versteht, oder in welcher Weise er in allen Lehrobjecten und sittlichen Beziehungen des Schullebens den religiösen Gesichtspunkt festzuhalten im Stande ist, ohne der Wahrheit Abbruch zu thun, ohne seiner Unterrichtsweise eine tendenziöse Richtung auf Frömmelei zu ver­leihen. Der Religionsunterricht muß als die beste geistige Nahrung für das Gemüthsleben des Weibes angesehen werden und als der Centralpunkt des weiblichen Unterrichts die Eigenthümlichkeit desselben offenbaren. Wenn daher auf eine gedächtnißmäßige Einprägung des religiösen Lehrstoffes hoher Werth gelegt wird, so straft sich die­ser Mißgriff ganz besonders in der beregten Schule. Es muß vielmehr der von gewisser Seite ausgehenden Forderung, die Mädchen

*) Der Eitele hat immer eine Sehnsucht gesehen, verstanden, bewundert, geliebt zu werden. Er rst also der eigentlich Einsame.