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lichen Behandlung nicht hervorzutreten pflegt. Wenn so der erste Reli­gionsunterricht mehr den erbaulichen als den unterrichtlichen Character annehmen sollte, so bleibt dabei nicht ausgeschlossen, daß die Kinder zu freiwilliger Wiederholung und dadurch zur Aneignung von manchen kleinen Gebeten, Sprüchen und Liederversen angeregt werden. Wenn , behauptet wurde, daß die weibliche Natur nicht in der Lage ist, über den Lehrgehalt der Dogmen viel zu reflectiren, daß ihr die Religion mehr Sache des Gefühls, als des Gedankens ist, so liegt darin ge­wiß viel Wahrheit, jedoch haben alle Bestimmungen über den Unter­schied der Geschlechter eine relative Bedeutung, die ebenfalls der Berücksichtigung bedarf.

Es wäre verkehrt, wenn dem Mädchen die Lehre des Christen­thums wichtiger wäre, als seine Herzensstellung zu Gott. Wichtig bleibt immerhin die Lehre als solche für das Mädchen, wichtiger, als oft gemeint wird. Die religiöse Bildung muß um so mehr vertieft werden, als dem Weibe eine gründliche wissenschaftliche Bildung versagt ist. Soll das Weib eine religiöse Lebensanschauung haben, so muß ihm diese zur fundamentalen Kenntniß werden, auf welcher alle übrige Erkenntniß ruht. Es muß in die Ueberfülle des Reich­thums, in die unergründliche Tiefe des Gedankens, welche das Christenthum dem denkenden Geiste ausschließt, einen Blick gethan haben, wenn es nicht schließlich dem Phrasenthum und dem Materia­lismus verfallen soll. Es ist nöthig, daß wir, wenn wir den Mädchen zeigen, daß das Christenthum in seiner ganzen geistigen Tiefe von denen nicht begriffen wird, die es angreifen, dieselben nicht an ein anmaßendes und absprechendes Räsonniren über religiöse Dinge gewöhnen. Diesen Character muß der religiöse Unterricht namentlich auf den höheren Stufen der höheren Töchterschule tragen, da nur dieser Standpunkt der Bildung entspricht, die fromme Rich­tung des Gemüthes sichert und für die eigenartige Bestimmung des ! Weibes befähigt.

Die Darstellung des religiösen Unterrichtsstoffes sei eine ein­fache.

Auf der Elementarstufe wird die biblische Geschichte, nach der I heiligen Schrift erzählt, den Hauptstoff bilden. Bei Auswahl der ! Geschichten für jede der einzelnen Klassen ist Rücksicht darauf zu