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nehmen, daß die betreffende Auswahl die ganze Geschichte des Reiches Gottes umfasse, welche von Klasse zu Klasse erweitert wird. Die Psalmen, Sprüche, sowie kirchliche Kernlieder, welche gelernt werden, müssen ebenso, wie die fünf Hauptstücke des Katechismus durch regel­mäßige Wiederholung zum festen Besitz gebracht werden. Wenn auf der untersten Stufe eine geringere Zahl biblischer Geschichten des alten und neuen Testamentes absolvirt wird und anlehnend eine einfache Wort- und Sacherklärung des ersten Hauptstückes stattfindet, auf der Mittelstufe dagegen eine concentrische Erweiterung der biblischen Geschichte eintritt, an die sich das zweite Hauptstück an­schließt, so bleibt der oberen Stufe übrig, einen Gesammtüberblick über die Geschichte des Reiches Gottes zu geben, der die Kinder gewöhnt, die großen Thaten Gottes auf einander zu beziehen und der hinlänglich Gelegenheit gibt, die wichtigsten Heilswahrheiten der heiligen Schrift an der Hand der Geschichte als Ergebnisse zu be­trachten und ausführliche Stücke aus der Bibel selbst zu lesen. Auf der höchsten Stufe ist eine zusammenhängende Darstellung der christ­lichen Sittenlehre im Anschlüsse an das erste Hauptstück, der Glau­benslehre im Anschlüsse an die übrigen Hauptstücke des Katechismus, sowie das Wesentlichste aus der Kirchengerichte die Hauptaufgabe, die am besten dann gelöst wird, wenn gewisse Haupttheile der hei­ligen Schrift z. E. das Evangelium Johannes, der Römerbrief rc. im Zusammenhange durchgenommen und an der Hand einer prac- tischen und erbaulichen Auslegung die Schülerinnen zu einem selb­ständigen Gebrauche der heiligen Schrift angeleitet werden.

Nächst dem Religionsunterrichte gebührt dem

Unterricht in der Muttersprache

die höchste Stelle. Fast keine höhere Schule ist so wie die höhere Töchterschule in der glücklichen Lage, die Muttersprache zum geistigen Fundamente ihres gesammten Unterrichts zu gestalten, denn dieselbe ist weder durch fremde Sprachen, noch durch die Ueberfülle der realen Objecte so beschränkt, wie die höhere Knabenschule; auch hat sie für die gründliche Behandlung des elementaren Unterrichts un­gleich mehr Zeit, als die Volksschule.