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deutlicher hervortreten. Alles Unwesentliche muß wegfallen, damit das zuerst empfangene Bild klar und scharf in seinen Umrissen sich von dem Uebrigen trennt.

Auf den folgenden Stufen tritt die Verbindung von mehreren erzeugten Vorstellungen ein und gestaltet ebenso deutlich das Bild eines Volkes oder eines Zeitabschnittes. Durch Hinzufügung von Aehnlichem und Verwandtem muß das Bild an Breite und Tiefe zunehmen. Schon auf der Mittelstufe wird dafür gesorgt, daß die gewonnenen Anschauungen möglichst auf einander bezogen werden, um einen Ueberblick über die Geschichte zu gewinnen. Je kürzer die Zeit bemessen ist, desto kleiner muß natürlich der Kreis der Vor­stellungen sein; nie aber darf der Jntensivität und Klarheit derselben etwas genommen werden. Die Vorstellungen ranken sich an Namen und Zahlen, letztere werden dem Gedächtnisse um so leichter einge­prägt, als das lebendige Interesse an der Person oder an der Kata­strophe dem Gedächtnisse entgegenkommt.

Bei der Weltgeschichte kommt es darauf an, in dem Leben und Aufblühen der Völker, wie in ihrem Hinsterben das ewige Walten sittlicher Gesetze, in diesen aber den ewigen Gesetzgeber zu erkennen. Es kommt ferner darauf an zu zeigen, wie die Völker in reiner Sittlichkeit und wahrhaft humaner Bildung die einzige Grundlage ihres Gedeihens und ihrer Entwickelung besitzen.

Die vaterländische Geschichte soll die Schülerinnen zur Erkenntniß der Vorzüge und Eigenthümlichkeiten des eigenen Volkes führen und in ihnen durch lebendige anschauliche Schilderungen der Epochen, welche mit Recht der Stolz unseres Volkes sind, eine wahrhaft patrio­tische Gesinnung erwecken. Da die weibliche Neigung, das Historische lieber an Personen als an Ereignissen anzuschauen, vorwaltet, so muß im Unterrichte hierauf Rücksicht genommen werden. Es muß daher die Schilderung des Individuellen, nebst der Hervorhebung des Zusammenhanges, der zwischen Gesinnung und That der Men­schen und ihrem Geschick besteht, und welcher überall auf daß weise Walten Gottes hinführt, besonders hervortreten, sowie die Stellung der Frau, welche sie in den verschiedenen Kulturperioden eingenommen hat, in gebührender Weise berücksichtigt werden. Außerdem bietet die Geschichte Gelegenheit, Gegenstände, welche aus verschiedenen

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