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Die Waturöefchreiörmg

wird für den weiblichen Beruf sowohl in formeller Beziehung, als auch in Rücksicht auf das Gemüthsleben in segensreicher Weise wirk­sam werden.^) Natürlich wird man auch hier überall eine lebendige klare Anschauung erwecken und auch die im weiblichen Wesen be­gründete Beobachtungsgabe möglichst kräftigen und entfalten müssen. Wenn den Zöglingen durch eine genügende Verstandesschärfe die Möglichkeit geboten ist, die verwandten und ähnlichen Merkmale rc. der einzelnen Naturkörper zusammen zu stellen, um alle Erscheinungen der Glieder eines weise geordneten Ganzen aufzufassen, so führt diese Erkenntniß dahin, die Natur aufzufassen als eine von unumstößlichen göttlichen Gesetzen getragene, und auf diese Weise zur Erkenntniß Gottes selber.

Der Unterricht beginnt nach zurückgelegtem neunten Lebensjahre, wird zunächst in zwei Stunden wöchentlich, später, beim Eintritt des Unterrichtes in der Naturlehre, in einer Stunde wöchentlich ertheilt.

Wenden wir uns zu dem Zweige der Naturkunde, welcher die Aufmerksamkeit der höheren Töchterschule im besonderen Maße auf sich ziehen sollte, zu der

Wotanik.

Kein Fach bietet so treffliche Gelegenheit, durch Selbstunter­suchung den formalen Zweck des naturkundlichen Unterrichts zu för­dern. Das Auge der Zöglinge wird geschärft, die Erkenntniß des Baues organischer Wesen wird gewonnen, die Weisheit und Größe des Schöpfers oft im unscheinbaren Pflänzchen wieder gesunden. Ein frischer Unterricht in der Botanik wird stets den niederen Klassen eine unerschöpfliche Fundgrube der Freude öffnen können. Unver­gleichlich ist dieser Gegenstand für die künftige Mutter in Betreff

*)Mache die Kinder nur aufmerksam auf die vollendeten Formen in der Natur, aus die Formen, an denen uns die Harmonie der Theile, die Größe der Kraft, die Sanftheit und Zartheit wohlthut, und der Kleinen Schönheitssinn wird sich regen und ähnliche Bilder suchen."