ZUR FRAUENBEWEGUNG

In Moskau ist eine Schule zur Heranbildung von Gefäng­nissaufseherinnen eröffnet worden; in Petersburg wurden Curse für weibliche Zeichner für Fabriken und Eisenbahnen er­richtet.

Durch die Initiative der Schwestern Marian und Ellen Stone soll in Bombay eine medicinische Hochschule iür Frauen gegründet werden.

In Wien wurde am 31. Jänner 1. J. im Abgeordnetenhause der Unterrichtsminister betreffs der Regelung des medicinischen Studiums der Frauen und hinsichtlich ihrer Zulassung zur ärzt­lichen Praxis interpellirt. Interpellationen zu beantworten, ist aber bei den österi eichischen Ministern nicht üblich.

Marie v. Najmayer hat der Wiener Universität ein Capital übermittelt, von dessen Zinsen ein jährliches Stipendium von 300 fl. für ordentliche Hörerinnen der Wiener Universität bestritten wird.

In Paris wurde die Malerin Mme. Demont-Breton in die Jury de Peinture für die Ausstellungen im »Salon« für drei Jahre gewählt.

In London wurde Miss Ethel M. Charles, nachdem sie die Prüfungen glänzend bestanden, zum Mitgliede des königlichen Institutes der Architekten ernannt.

Neun weibliche Mitglieder des Schulaufsichtsrathes und sechs Armenpflegerinnen sind in England im letzten Quartale des vorigen Jahres neu gewählt worden.

In London wurden wieder zwei Handelsinspectorinnen vom Grafschaftsrath, für welchen auch Frauen stimmberechtigt sind, angestellt.

In Kopenhagen, wo den Frauen die Antheilnahme an der öffentlichen Verwaltung bisher verwehrt war, wurde im Herbste vorigen Jahres die erste Frau in die Schulcommission der Stadt gewählt.

Im Juni laufenden Jahres findet in London ein internationaler Frauencongress statt, der von mehreren Frauenvereinen Wiens ge­meinsam beschickt werden soll.

In Wien bestellte der Stadtrath am 1. Februar 1. J. für den Grinzinger Friedhof einen weiblichen Todtengräber.

Die französischen Frauen haben sich im December vorigen Jahres zum erstenmale an den Wahlen zu den Handelsgerichten auf Grund des Gesetzes vom 23. Jänner 1898 betheiligt.

Der Senat von Colorado hat eine Resulation angenommen, in welcher allen Staaten der Union die Einführung des Frauen­stimmrechtes empfohlen und auf die günstigen Resultate des­selben hingewiesen wird.

In Bistritz in Siebenbürgen ist seit sechs Jahren Fräulein Erike Paulus als Baumeister thätig. In ihrem Bureau arbeiten zwei Bauzeichnerinnen und sechs weibliche Lehrlinge.

Am 5. März findet im Festsaale des Gesellenvereinshauses zu Troppau die constituirende Versammlung des »Christlichen Frauenbundes« für Schlesien statt. Mehr als 300 Frauen haben sich zum Beitritt in denselben bereits gemeldet, und die Gemahlin des Landespräsidenten, Gräfin Gabriele Thun-Hohenstein, übernimmt das Protectorat über den neuen Verein. Und nun behaupte man noch, dass die österreichischen Aristokratinnen keinen Sinn für öffent­liche Angelegenheiten haben!

Zur Gründung der »Dokumente der Frauen« liefen folgende Geldbeträge ein:

Durch Frau Lang gesammelt .... fl. 1600

» mehrere Vereinsmitglieder . . » 44350 » einen befreundeten Verein . . » 300*

Spende einer Erzieherin.» 500

fl. 2843-50

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