FRA CELESTE

ALLGEMEINER ÖSTERR. FRAUEN­VEREIN

ER Allgemeine österreichische Frauenverein besteht seit dem

I ß Jahre 1893 und bezweckt nach § 2 seiner Statuten »die Organisation der Frauen Oesterreichs behufs Förderung ihrer wirtschaftlichen Interessen und ihrer intellectuellen Ausbildung sowie Hebung ihrer socialen Stellung«.

Durch Gründung einer Bibliothek und durch Abhaltung zahl­reicher Vorträge über die verschiedensten Gebiete menschlichen Wissens, durch Veranstaltung allgemein zugänglicher Frauenver­sammlungen, in welchen zu wichtigen Tagesereignissen Stellung ge­nommen wird, durch Einrichtung von Discussionsabenden für die Vereinsmitglieder wurde der oben bezeichnete Vereinszweck ange­strebt.

Ausserdem errichtete der Allgemeine österreichische Frauen­verein zwei Rechtsschutzstellen, durch welche unbemittelten Frauen bei allen aus den socialen, geschäftlichen, ehelichen und ausserehe- lichen Verhältnissen he-vorgehenden Streitigkeiten unentgeltlich Rath und Hilfe geboten wird.

Die erste Rechtsschutzstelle befindet sich im Gemeindehause des X. Bezirkes, Keplerplatz 5, woselbst jeden Freitag von 57 Uhr die Klagen der Rechtsschutz suchenden Frauen entgegengenommen werden. Die zweite Rechtsschutzstelle ist in Währing, Martinsstrasse Nr. 100, wo jeden Montag von 57 Uhr die Amtshandlungen statt­finden.

Die Vereinsbibliothek befindet sich im Redactionslocale der »Volksstimme«, IX., Liechtensteinstrasse 11. Die Bücherausgabe an Vereinsmitglieder erfolgt jeden Samstag von 5 l l 2 7 Uhr.

Im Jänner feierte der Verein das Andenken M. v. Egidys durch einen Vortragsabend, an welchem Baronesse Falke diesem herrlichen Manne einen verständnisvollen Nachruf widmete.

Im Februar bei der Generalversammlung sprach Fräulein Helene Richter über George Eliot und hob bei aller Würdi­gung dieser seltenen Frau den Widerspruch zwischen ihrem Leben und den Frauengestalten ihrer Werke hervor.

Samstag den 18. März, l j 2 S Uhr Abends, IX., Währingerstrasse 43, Vereinsversammlung mit Vortrag von Herrn Dr. Emil Reich über »John Gabriel Borkmann«.

FRA CELESTE. VON RICARDA CEC- CONI-HUCH

A LS ich den später so berühmten und augebeteten Fra Celeste zum ersten Male predigen hörte, war er erst in den Ortschaften bekannt, die im Umkreise seines Klosters lagen. Ich war in die Kirche eingetreten, weil ich so un­gewöhnlich viele Leute hingehen sah, aber ich erwartete mir eigentlich nichts anderes, als die Nase zu rümpfen, denn ich war hochmüthig wegen der Bildung, die ich auf den hohen Schulen gesammelt hatte und glaubte durchaus nicht an diese Genialen, die es vermöge angeborener Kräfte mit den bestgeschulten Geistern aufnehmen können. Von einem, der erst ein Bäckerjunge gewesen, dann ein Mönch geworden

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