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fikalifchen Erkenntniffe noch nicht ausreichen, um uns die Erfcheinungen des menschlichen Organismus nach ihren gefetzlichen Bedingungen und Urfachen erkennbar und durchfichtig zu machen, wenn er auch weis, dafs und wie weit wir von diefem Ziele noch entfernt find, fo weis er doch, dafs diefe Erfcheinungen des menfchlichen Organismus nur erkennbar und beftimmbar find durch Anwendung chemifch-phyfikalifcher Gefetze, und dafs Alles, was wir von ihnen wirklich wiffen, durch diefe Anwendung erlangt ift. Derjenige, welcher aufserdem in der geiftigen Erfchei- nungsweife des Menfchen noch andere, nicht chemifch- phyfikalifche Urfachen und Gefetze für wirkfam erachtet, weis doch, dafs fowohl diefe geiftige Erfcheinungsweife einerfeits überall und in hohem Grade von den chemifch- phyfikalifchen Verhältniffen des Körpers abhängig ift, als dafs anderer Scits das geiftige Verhalten den tiefgehenften Einflufs auf das körperliche Befinden und die chemifch- phyfikalifchen Proceffe in dem Körper ausübt.

Diefe, man kann wohl fagen, allgemein verbreitete populäre und felbft triviale Kenntnifs von dem menfch­lichen Organismus follte doch nun wohl zu der ebenfo allgemein nothwendigen Einficht führen, dafs nur, wer die chemifch-phyfikalifchen Bedingungen für die organifchen Proceffe, nur wer die geiftige Erfcheinungsweife des Men­fchen wenigftens hiftorifch ftudirt und kennen gelernt hat, im Stande ift, die Vorgänge in dem menfchlichen Or­ganismus irgend wie richtig zu erkennen, Abweichungen in demfelben richtig aufzufaffen und Mittel aufzufinden und anzugeben, diefe Abweichungen zu befeitigen und zu bekämpfen. Es weis aber ein Jeder, dafs es fich hiebei um die allerfchwierlgften Theile der Phyfik und Chemie, und um ein vorurteilsfreies Studium der Phyfiologie und Philofophie handelt, wogegen das Studium der unorga- nifchen Chemie und Phyfik als das bei Weitem leichtere erfcheint.