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jetzigen Lage diefe Befähigung befitzen, fo fei diefes nur die Folge der taufcndjährigen Bedrückung und Unterjochung, welche die Befähigungen der weiblichen Natur nicht habe zur Entwicklung kommen laffen. Es fei hohe Zeit und das Verdienft unferer Zeit, diefe Sclavenfeffel von der zahlreicheren Hälfte des menfchlichen Gefchlechtes ab- zuftreifen, und fie fich zu allen Leiftungen entwickeln zu laffen, welche ihnen die Natur fo gut als den Männern ermöglicht habe.
Aus diefem weit verbreiteten Gerede, oder aus diefer ftillfchweigenden Vorausfetzung von der gleich befähigten und gleichgearteten Naturanlage des männlichen und weiblichen Gefchlechtes, mufs man fchliefsen, dafs einem grofsen Theile felbft des gebildeten Publicums die Kenntnifs der Natur und Artung des weiblichen Gefchlechtes, feiner Vorzüge und feiner Schwächen, trotz täglichen Umganges und Erfahrung, abhanden gekommen ift. Es wäre daher wohl angezeigt, hier die feit Jahrhunderten gefammelten Thatfachen und Erfahrungen über die körperlichen und geiftigen Verfchiedenheiten beider Gefchlechter wieder in die Erinnerung zu bringen, und darauf aufmerkfam zu machen, dafs fich diefe Verfchiedenheiten nicht etwa nur auf einige Unter- fchiede in den äufseren Formen und den Gefchlechts- organen, fondern man kann fagen auf jeden Knochen, jeden Muskel, jedes Organ, jeden Nerven, jede Fafer erftrecken, fo dafs, wenn der Satz irgend eine Wahrheit enthält, dafs Gleiches fich nur durch gleiche Fadloren erzielen läfst, es fich ohne Alles Weitere von Selb ft ergiebt, dafs Frauen Das nicht leiften können, was Männer vermögen, fowie umgekehrt diefe nicht, wasjene. Denn es hat fich dabei durch die unpartheiifchfte und gewiffenhaftefte anatomifche und phyfiologifche Forfchung herausgeftellt, dafs das Weib entfchieden ungleich fchwächer ift, in feiner ganzen Organi- fation einen minder hohen Entwicklungsgrad erreicht hat, und in allen Beziehungen dem Kinde* näher fteht, als der Mann.