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Das Studium und die Ausübung der Medicin durch Frauen / beleuchtet von Dr. Theodor L. W. von Bischoff
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Da ich indeffen befürchte, dafs man zu diefer ana- tomifch-phyfiologifchen Schilderung der Unterfchiede zwifchen Mann und Frau höhnifch oder gelangweilt die Achteln zucken würde, wie fehr man auch durch die Unkenntnifs der daraus hervorgehenden nothwendigen Folgen beweifet, dafs ein folches Promemoria durchaus am Platze fein würde, fo will ich mich hier im Texte nur auf Angabe der Hauptunterfchiede in dem Baue des Schädels und Gehirnes beim Weibe und beim Manne befchränken, ein kurze Schil­derung der übrigen Unterfchiede aber nur in einem Anhänge für Diejenigen hinzufügen, welche ein Intereffe daran finden, fich auch über diefe zu belehren. Die Unterfchiede in der Schädel- und Gehirnbildung find fo charakteriftifch und wichtig, dafs fie namentlich zur Beurtheilung der geiftigen Unterfchiede zwifchen beiden Gefchlechtern nicht überfehen werden dürfen.

In Beziehung auf den Bau des weiblichen Schädels folge ich dabei den neueften Forfchungen zweier unterer forgfältigften, gewiffenhafteften und kenntnifsreichften Ana­tomen, den Herren H. Welker in Halle und A. Ecker in Freiburg. Nach ihnen unterfcheidet fich der weibliche Schädel von dem männlichen:

I. In Beziehung auf die Befchaffenheit der Knochenober­fläche durch die geringere Ausbildung aller Vorfprünge und Leihen, befonders auch der Oberaugenbraunen­gegend und der hier gelegenen Stirnhöhlen, letzteres in Zufammenhang mit der geringeren Ausbildung des Athemapparates. Die Verknöcherungspunkte an den Stirn- und Scheitelflächen find viel deutlicher als beim Manne, verhalten fich dagegen wie beim Kinde.

II. In Beziehung auf die Gröfsen-Verhältniffe ift der männ­liche Schädel abfolut gröfser, als der weibliche; nach Welker verhält fich der horizontale Umfang bei beiden: wie 100:96,6; die Capacität wie 100:89,7. Nach Sömmering verhält fich das Gewicht des Schädels zu