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heit oder Schwanken an feinen Zähnen herumgezogen denkt. Und gefetzt eine Frau befäfse foviel Kraft, Sicherheit und Ruhe in ihren Bewegungen, fo ift das nicht ohne eine gleichzeitige Rohheit und Gefühllofigkeit zu denken, welche man dem Manne verzeiht, bei ihm nichts Anders erwartet, bei einem Weibe aber den unangenehmften und widerwärtigften Eindruck machen mufs.
Man liebt es überhaupt, die Zahnheilkunde als ein geeignetes Gebiet für Frauenpraxis hervorzuheben, die fchonende Zartheit ihrer Behandlung, die Feinheit ihrer Bewegungen etc. zu rühmen. Es hängt diefes zum Tlieil mit dem niedrigen Standpunkte, den die Zahnheilkunde überhaupt und namentlich bei uns in Baiern einnimmt, zufammen, da man in der That bei uns nur fehr wenig Bildung, und namentlich auch wenige ärztliche Bildung, von den Zahnärzten verlangt. In Norddeutfchland ift das fchon anders, und liegt auch durchaus nicht in der Natur der Sache. Der Zahn ift ein fo wichtiges und integrirendes Glied des menfchlichen Körpers, als irgend eines, und nimmt an deffen allgemeinen Zuftänden ebenfo Theil, wie irgend eines. Er bedarf zu feiner richtigen Beurtheilung und Behandlung ebenfo viele allgemeine Kenntnifse, Ur- theilskraft und Individualifirung, wie irgend eines. Aber weil wir 32 Zähne haben, gehen wir leichtfinnig mit dem einzelnen um, bis einer nach dem andern fort ift, und wir zu fpät den Nachtheil einfehen. Indeffen fo weit ift doch auch das grofse Publicum, dafs es einen wirklich gebildeten Arzt, der fich der Zahnheilkunde widmet, dem gewöhnlichen Zahntechniker, zu dem (ich allenfalls auch eine Frau qualificärt, vorzieht. Denn mit Recht refleölirt das Publicum fo, dafs wenn auch in 99 Fällen keine gröfseren und allgemeineren wiffenfchaftlichen Kenntniffe bei der Behandlung der Zähne in Anfpruch genommen werden, doch im hun- dertften und gerade in dem bedenklichften Falle, viel und felbft das Leben davon abhängen kann, ob der Zahnarzt