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zweifelhaft und in das Gegentheil umgewandelt worden fein. Eine dauernde Unterdrückung eines Theiles bei natürlicher Gleichartigkeit der Kräfte ift nicht möglich. Die Unterdrückung müfste auch irgendwie einmal angefangen haben, und man ficht gar nicht ein, weshalb fie gerade den weiblichen Theil überall getroffen haben follte.

Man fage auch nicht die Unterdrückung des weiblichen Gefchlechtes fei durch die gröfsere Körperhaft des männ­lichen herbeigeführt worden. Der Geift hat noch immer auf die Dauer den Sieg über den Körper herbeigeführt. Wären die Weiber im Befitze der gröfseren Geifteskräfte, fo hätten fie die Männer längft noch mehr zu ihren Sclaven gemacht, als diefes fo fchon in faft allen Gebieten des Lebens offener oder verfteckter der Fall ift, mit Aus­nahme der Wiffenfchaften.

Die Gefchichte lehrt uns ferner, dafs es vielleicht zu allen Zeiten Frauen gegeben hat, welche ungewöhnliche Gelegenheiten hatten, ihre geiftigen Befähigungen auszubil­den, fo wie dafs zu allen Zeiten Einzelnen gelang, fich über die grofse Zahl ihrer Mitfchweftern zu erheben, und in der fchönen Literatur und in den Künften Leiftungen zu voll­bringen, die fich denen von vielen Männern vollkommen ebenbürtig an die Seite ftellen liefsen. Auch in der Medicin hat es Frauen gegeben, die fich ungewöhnliche practifche Kenntniffe erwarben und mit Erfolg praötifch thätig waren. Allein die Gefchichte weifet keinen einzigen Fortfehritt, keine einzige Entdeckung in Wiffenfchaften und Künften, keine n*eue Wahrheit auf, welche jemals von einer Frau ausgegangen wäre. Diefes beweifet zur Genüge, dafs dem weiblichen Gefchlechte die fchöpferifche Befähigung auf geiftigem Gebiete abgeht, welche dem Manne allein zukommt. Dafs diefelbe nicht allen Männern verliehen ift, dafs manche Weiber in geiftiger Beziehung ebenfoviel leiften, als manche Männer, entfeheidet nicht über den Beruf zu geiftiger Ar­beit und Thätigkeit. Denn aufser der verhältnifsmäfsig