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fo grofs, dafs der pradtifche Arzt auf dem Lande kaum mehr einen hinreichend grofsen Kreis finden kann, um fein Brod zu verdienen. Man denke fich dann ferner den Ausbruch eines grofsen Krieges, deffen Möglichkeit nach Dem, was wir fo eben erfahren haben, doch wohl Niemand als in das Reich der Phantafie und Schwarzfeherei gehörend, betrachten kann. Werden die weiblichen Aerzte im Stande und geeignet fein, unfere Armeen in das Feld zu begleiten und alle jene Strapazen auszuhalten und das zu leiften, was auch diefesmal wieder unfere Aerzte leiften mufsten und geleiftet haben? Will man uns da etwa mit dem Gerede abfertigen, dafs fich dann fchon noch eine hinlängliche Zahl von männlichen Aerzten finden würde, die mit ins Feld ziehen, während unfere weiblichen uns dann erft recht zu Haufe erwünfcht fein würden? Hat man vergeffen, wie grofs die Noth von Aerzten 1866 und 1870 war, und will man uns überfehen machen, dafs wenn wir mit weiblichen Aerzten überfchwemmt werden, die Zahl der männlichen nothwendig und unausbleiblich abnehmen mufs ? Oder wird man uns als Beweis, dafs auch die Frauen vortreffliche Militärärzte abgeben werden, etwa das Beifpiel jener in Zürich promovirten Ruffin vorführen, welche nach dem Zeugnifs des Profeffor Rofe in Zürich bei dem Züricher Hülfszug nach dem Schlachtfeld bei Beifort fich bei der Lazarethverwaltung in Hericourt »durch ihre befcheidene und aufopfernde Thätigkeit bald Aller Herzen gewann?« Gewifs! diefe »Dame« wird mit unter die Beweife und Beifpiele für diejenige Art pflegeärztlicher Thätigkeit auf­zunehmen fein, für welche das weibliche Gefchlecht, wie der Krieg aufs Neue gezeigt hat, fo unübertrefflich und ganz naturgemäfs geeignet ift, für die ärztliche Pflege und Wartung, aber gewifs nicht für die eigentliche ärztliche und wundärztliche Thätigkeit, für die dafselbe ebenfo un­geeignet ift.

Man denke fich ferner eine Frau als ärztliche Dirigentin