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die dem Mittelstände, dem niederen Beamtenstande entsprossen sind, Kinder von Officieren und die zahllosen Pastorstöchter, die eine bessere Erziehung genossen und eine Beihe von Kenntnissen und Fertigkeiten und damit einen erhöhten Anspruch an das Leben haben. Diese zwingt die Noth des Lebens zum wenig beneidens- werthen Lose der Erzieherin, der kleinen Lehrerin; sie erwerben als Angestellte in Geschäftshäusern, als Posta-
linen, als Telegraphisten etc. ihr karges Brot. __
Aber die Zahl gerade dieser Classe von weiblichen Individuen hat den härtesten Kampf, weil das Angebot weitaus die Nachfrage überwiegt, es sind der Posten, der Berufsarten für diese weiblichen Wesen zu wenig; ihr Vorleben hindert sie, unter ein gewisses Niveau der Erwerbsart hinunterzusteigen; im Gegentheile, basirend auf ihre grössere Intelligenz, sind sie expansiver in ihren Wünschen und Strebungen und suchen neue Gebiete für ihre Thätigkeit zu erobern. Bebel berechnet in seinem berühmten Buche „Die Frau und der Socialismus“, dass 16 Percent des weiblichen Geschlechtes ledig bleiben; da es bekannt ist, dass gerade in dem Mittelstände, in den sogenannten intelligenten Ständen, viel weniger geheiratet wird als in den unteren, so stellen sich hier die Verhältnisse wesentlich ungünstiger. Aus diesen Ständen, die ja gerade das von uns betrachtete Contingent stellen, bleiben gewiss 28—30 Percent Mädchen unverheiratet, und was die traurige Hauptsache ist, unversorgt übrig.
Wie angstvoll und besorgt blickt gar manche Mutter aus den sogenannten intelligenten Ständen in die Zukunft