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bestätigen eben die Regel und führen uns dahin, gerne zuzugeben, dass das weibliche Geschlecht ein unendlich entwicklungsfähiges sei. v. Krafft-Ebing wahrt eben diesen und den entwicklungsgeschichtlichen Standpunkt in den Worten: „Mag auch das Weib virtuell befähigt sein, auf vielen Arbeitsgebieten mit dem Manne in Con- currenz zu treten, so war doch seine Bestimmung bisher durch Jahrtausende eine andere. Die zur Vertretung eines sonst dem Manne allein zukommenden wissenschaftlichen oder artistischen Berufes nöthige actuelle Leistungsfähigkeit des Gehirnes kann vom Weibe erst im Laufe von Generationen erworben werden. Nur ganz vereinzelte, ungewöhnlich stark und günstig veranlagte weibliche Individuen bestehen schon heutzutage erfolgreich die ihnen durch moderne sociale Verhältnisse aufgezwungene Concurrenz mit dem Manne auf geistigen Arbeitsgebieten. Die grosse Mehrzahl läuft Gefahr, dabei zu unterliegen; die Zahl der Besiegten und Todten ist ganz enorm.“
Das sind nun wohl Stimmen, die im Aufruhre des Kampfes wohl gehört und beachtet werden müssen. Ueber die aus dem Aufbaue eines Organes resultirende Arbeit hinaus darf keine Forderung gestellt werden, sonst kommt man zur Einsichtslosigkeit des ewig Unzufriedenen, der vom Fische das Fliegen in der Luft, vom Vogel das Schwimmen im Wasser fordert. Die langsam überbrückende Kraft, die Möglichkeit der Ausgleichung liegen in unserer stets fortschreitenden Evolution, in dem Anpassungsvermögen der Organismen an die Verhältnisse und in der durch fortdauernde, syste-