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ebenso leistungstüchtig werden kann wie der Mann. Es handelt sich nur darum, der Frau auch die Gelegenheit zu geben, sich ebenso gründlich und zielanstrebend aus­zubilden, wie dies der männlichen Jugend möglich ist, und es werden die individuellen Qualifikationen der ein­zelnen bald ebenso ihre Wege finden, wie dies bei den Männern der Fall ist.

Dieser Weg einer langsamen Vorbereitung bei genau überprüfter Selection ist freilich ein schwieriger und für unsere Himmelstürmer ein viel zu langer, und ganz nach Kinderart verlangen sie nicht das Nahe­liegende, sondern das Höchste. Kinder, die im Sande Baumeister spielen, begnügen sich nie damit, ein kleines Häuschen zu formen, sondern eine Kirche, ein Schloss, eine Festung muss es sein; dass die Ausführungs­möglichkeit fehlt, bekümmert das sorglose Kinderherz wenig die Arbeit bleibt einfach in Trümmern liegen.

Fast genau so machen es unsere Wortführer in der Frauenfrage.

Diese erstreben für die Frau nicht die Eröffnung einer grösseren Zahl von Erwerbsarten, die dem Charakter und der Kraft der Frau anpassender sind, sondern ohne Uebergang fordern sie für die Frau stürmisch den Einlass in eine der schwersten Berufsarten der menschlichen Gesellschaft, in den ärztlichen Beruf, der wohl an Körper und Geist die höchsten Anforderungen stellt.

Diese Sprünge in der logischen Entwicklung sind ebenso bezeichnend wie die Thatsache, dass die erste Aerztin im civilisatorisch wohl noch recht dunklen, heiligen Czarenreiche erstand.