20

träglicher macht, d. h. sie wurde zur guten Pflegerin der kranken Familienmitglieder. Ihre diesbezüg­lichen Erfahrungen theilte sie ihren Freundinnen mit, welche dieselben dann vorkommendenfalls verwerteten, d. h. die gute Pflegerin machte Schule unter ihren Genossinnen. Da es aber immer die Frau war, die im häuslichen Kreise schaltete, während der Mann erwerben musste, so wurde und blieb die Krankenpflege eine natürliche Beschäftigung der Frau, wozu ihr die natürliche Passivität, das geduldige Mitleid und das bessere Eingehen ins Detail, ihr grösseres Gemüthsleben die vollste Eignung gaben. Und wie gross diese Eignung ist, das bestätigen mit Dankesthränen feuchten Augen jene zahlreichen Verwundeten und Kranken in grossen Kriegen, in verheerenden Epidemien, die unter der sorg­samen, geschickten Hand der geräuschlos waltenden, nimmermüdenSchwester dem Tode entronnen, der nach ihnen schon seine Hippe gehoben. Also die Kranken­pflege ist eine wahre Domäne des weiblichen Ge­schlechtes und wird sie immer bleiben. Aber fragen wir die Oberinnen der so segensreich wirkenden Pflege- rinnen-Orden um die Eignung der einzelnen Individuen zum Pflegedienst, so werden sie wohl seufzend antworten: Ja, Alle sind berufen Wenige aber auserwählt! Wie überall, darf also auch hier nicht der allgemeine Standpunkt auf das Einzelindividuum Anwendung finden, sondern die Selection, die Auslese muss die Tauglichen auf die geeigneten Posten senden. Immerhin aber fördert diese Auslese beim weiblichen Geschlechte ein viel zahl­reicheres und besseres Contingent zur Krankenpflege als