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beim männlichen Geschleehte, das ja in manchen Krank­heitsformen als unumgänglich nöthig erscheint. Die Krankenpflege bleibt sonach ein eigentliches Reservat der Frau, aber und nun kommt das Wichtigste zwischen Krankenpflege und ärztlichem Berufe ist ein himmel­weiter Unterschied, und dieser Unterschied ist ein so gewaltiger, so einschneidender, dass mit der Er­kenntnis dieses Unterschiedes, den der gesunde Menschen­verstand schon im Allgemeinen ermöglicht, das erste Sehlagwort der Vorkämpfer für das medicinische Frauen­studium zur leeren Phrase herabsinkt.

Ja, es ist ein bedeutender Unterschied zwischen dem passiven, stillen, geduldigen Warten und Pflegen und zwischen dem ärztlichen Wirken, dem anordnenden und dirigirenden Eingreifen des Arztes am Krankenbette. Der eine Beruf verlangt vollste Passivität, der andere vollste Activität, und wie allüberall die grosse Weltordnung mit ihren ewigen Gesetzen auch im Kleinen erscheint, so theilten sich unbewusst bisher die beiden Geschlechter in die ihnen von Natur zukommenden Pflichten: der Mann in die aetiven, die Frau in die passiven.

Es verlangt ja auch die active Rolle eine andere physische und psychische Eignung als die passive, und in diesem Momente liegt das Schwergewicht für die Be- urtheilung der Eignung der Frau zum ärztlichen Berufe.

Wohl kein Beruf der socialen Ordnung stellt an seine Jünger so hohe Anforderungen als der des Arztes. Betrachten wir nur ganz oberflächlich die Leistung eines praktischen Arztes. Kein Stand fordert ein so stetes qui vive wie der ärztliche. Der Arzt kennt in Aus-