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Ich halte die Frage nach der physischen und psychi­schen Eignung der Frau zur medicinischen Praxis über­haupt für eine müssige.

Es ist unzweifelhaft, dass sich unter den weiblichen Aerzten so robuste, widerstandskräftige Individuen finden werden, die auch den Anforderungen einer schweren ärzt­lichen Stellung so gewachsen sein werden wie der männliche Arzt. Aber ebenso unzweifelhaft ist es, dass das Gros der weiblichen Aerzte grösseren Berufs an stren- gungen nur schwer wird genügen können. Wer wird hievon den Schaden tragen? Der Staat nicht, der wird in der Wahl seiner Leute vorsichtig sein; das Publicum nicht, denn dieses wird sich in seinem wohlberechtigten Egoismus bei der erkannten oder nur geglaubten In- sufficienz des weiblichen Arztes sofort um einen anderen, d. h. um den körperlich besser qualificirten männlichen Arzt umsehen.

Wer wird also den Schaden haben? Der weibliche Arzt ganz allein! Zu spät wird für eine solche arme Frau das Bewusstsein kommen, dass sie einen Stand er­griff, dem sie nicht gewachsen ist, dass sie nach so grosser Mühe und langen Anstrengungen des Studiums nur ein an Entbehrungen und schweren Enttäuschungen und Kränkungen reiches Leben vor sich habe. Wird eine solche arme Frau nicht mit Recht denen fluchen, die ihr so ruhmredig von ihrer Prädestination zum ärztlichen Berufe predigten und sie so in ein verfehltes Leben jagten?

Sehen wir uns zum Schlüsse nun noch um That- sachen um, um den Erfolg der Thätigkeit und die Aus-