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hätte. Aber leider steht dem einerseits das unmerkliche Wachsthum, das leichte Uebersehen der ersten Erschei­nungen im Wege, andererseits die Indolenz der Erkrankten selbst, die sich zu keinem, weder männlichen, noch weib­lichen Arzte begeben, auch dann nicht, wenn schon die Krankheit einen hohen, ja gefährlichen Grad erreichte; ja, wie vielen Frauen sitzt der Tod im Nacken, und sie haben noch keine Ahnung vom Wesen ihrer Erkrankung.

Bei solcher Sachlage nützt die Wahl zwischen männlichem und weiblichem Arzte gar nichts.

Wir haben aber auch Thatsaehen. In Amerika, wo es doch genug weibliche Aerzte gibt, in jenen Städten, wo weibliche ärztliche Hilfe leicht, ja sogar umsonst er­reicht werden kann, zeigt sich keine Abnahme der weib­lichen Krebskranken, keine Einflussnahme des weiblichen Arztes auf Verhinderung der Ausbreitung der Krankheit.

Also diese Schaudergeschichte wirkt nicht. Jene Frau, die sich aus blosser Prüderie vom männlichen Arzte nicht untersuchen lassen will, ist schon recht selten geworden, und wenn es sein muss, übergibt sie sich auch den decenten Händen des ernsten, ruhigen Arztes, und meist bedauert die Kranke nach der ersten Untersuchung,sich gar so gefürchtet zu haben.

Ausserdem findet dies Schlagwort gerade in den Ländern mit weiblichen Aerzten nicht nur keine Be­stätigung, sondern die dortige Erfahrung zeigt die über­raschende Thatsache, dass in allen schwereren Fällen von Patientinnen und deren Familien der männliche Arzt als oberster Eatligeber, als Operateur gerufen wird neben der Aerztin, die bisher behandelte.