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natürlich, dass der praktische Arzt besorgt in die Zukunft blickt, in eine Zukunft, wo neben ihm auch noch die prakticirende Aerztin ihrem Berufe nachgeht. Der ruhig- denkende Arzt ist sich ganz klar darüber, dass besonders im Hinblicke auf die bisherige Erfahrung die Zahl der Aerztinnen, die wirklich ihr Ziel erreichen, deren Con- currenz er also zu fürchten hätte, eine recht kleine sein wird.

Wie richtig diese Ansicht ist, beweist ein vom englischen Parlamente jüngst vorgelegter Bericht aus den Yolkszählungs- daten Englands aus den Jahren 1871, 1881 und 1891.

1871 bestanden noch keine weiblichen Aerzte in Eng­land, 1881 zählte man 25 Aerztinnen und in zehn Jahren vermehrten sie sich auf 101; sonach eine Jahreszunahme von 7'5, sage siebeneinhalb Percent!!

Es ist also nicht so sehr die Sorge für den mate­riellen Wohlstand, sondern die Mehrzahl der Aerzte fürchtet für die moralischen Interessen und weitere Schädigung des Ansehens des ärztlichen Standes durch das Eindringen der Frauen in die ärztliche Praxis. Gibt es heute schon in jeder grösseren Stadt Aerzte. die kaum den nöthigsten Lebensunterhalt verdienen, Aerzte, die nebst ihrer kärglichen Praxis irgend eine andere Be­schäftigung treiben müssen, um nicht zu hungern, Aerzte, die am Abende eines mühevoll und kümmerlich ver­brachten Lebens die Unterstützung ihrer Collegen in Anspruch nehmen müssen, wie wird dies bei der steigern­den Ueberproduction werden?

Es wird ein ärztliches Proletariat enstehen, dass den Stand, den Staat, das Publicum schädigt.