32

Ist die Zulassung der Frauen zum Studium der Medicin einmal gesetzlich gestattet, so wird naturgemäss auch eine Zahl von weiblichen Individuen auf der ärzt­lichen Arena erscheinen, die, um sich auf derselben zu erhalten, zu allen möglichen, das Ansehen und die Würde des Standes schädigenden Mitteln wird greifen müssen, wie dies ja leider jetzt schon manchmal unter den männlichen ärztlichen Collegen geschieht.

Die Sorge für die Verhinderung der Bildung eines Proletariates in irgend einem Stande aber ist auch Aufgabe des Staates, und darin liegt deren Lösung, dass eine unnütze, schädliche, ge­fährliche Anhäufung von Brotsuchenden in Einer Berufsart vermieden wird.

Mit dieser Erkenntniss und Forderung sind wir aber in logischer Folge zu einem neuen Punkte in der Ent­wicklung unserer Frage gelangt.

In überhasteter, überstürzterWeise haben die Wort­führer in der Frauenfrage fast stets nur das Studium der Medicin für die Frau reclamirt. Aus den obigren Betrachtungen aber geht hervor, dass gerade der ärztliche Stand für die Frau der am schwierigsten zu erfüllende, dass er der in moralischer und materieller Hinsicht am wenigsten lockende ist. Und doch ist es geradezu er­staunlich, mit welcher Ausdauer und Zähigkeit an dieser einseitigen Forderung festgehalten wird.

In richtiger Erkenntniss des hohen Werthes der geistigen Ausbildung des weiblichen Geschlechtes hat man Mädchengymnasien gegründet. Was aber hat man den Zöglingen als Ziel vorgezeigt? Nicht etwa, wie dem