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Jünglinge, eine Zahl, eine Auswahl höherer Berufsarten, nein, sondern einzig und allein die eventuelle Möglichkeit der Zulassung zum ärztlichen Berufe. Man hat sich gar nicht die Fragen vorgelegt: Sind denn diese Mädchen tauglich, den schweren Beruf des Arztes zu erfüllen? Was geschieht mit denen, die im Laufe des Studiums erlahmen? Was mit denen, die beim Eintritt in die Facultät, den Secir-, den Operationssaal einsehen lernen, dass eine unüberwindliche Scheu sie hindert, Aerztin zu werden?
Mit einer ganz unglaublichen Rücksichtslosigkeit, mit einer frivolen Nichtachtung des Einzelindividuums verführt man eine Schaar junger Mädchen, sich den anstrengenden, langen Gymnasialstudien zu unterziehen, indem man ihnen eine glänzende Zukunft verspricht, die erst mit Mühe und Arbeit wieder geschaffen werden muss. Mit brutaler Nichtachtung stürmen diese Wortführer weiter an den Leichen Jener, die auf der Bahn zum verheissenen Ziele physisch und psychisch zusammengebrochen sind.
Yon diesen Wortführern wird stets mit Stolz hingewiesen auf jene Frauen, die das Doctordiplom bereits errungen haben und die Praxis ausüben, nicht aber auf die grosse Zahl jener Frauen, die auf dem Wege erlagen. Es ist hier am Platze, ernst und ruhig die kritische Sonde an die Verhältnisse zu legen, und das Ergebniss wird uns mit ernstem Nachdenken erfüllen und wird die überschäumende Begeisterung bedeutend abkühlen.
In den „Philadelphia Times“ ex 93 findet sich eine statistische Zusammenstellung der Schicksale von 100 weiblichen Studentinnen der Medicin.