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Betreffs der Wahl im Zusammenstellen der verschiedenen Blumenarten Öffnet sich dem Blick ein so weites Feld, dass es nur möglich ist, sich hier an Allgemeines zu halten und nur hie und da etwas besonders Hübsches herauszugreifen.

Vor allem merke man, dass mit der Verschiedenartigkeit der Blumen die Schwie­rigkeit wächst, selbe geschmackvoll und ohne jeden Misston in der Farbe znsammenzu- stellen. Wem ein recht bunter Strauss gelingt, darf dies als ein lobendes Zeugnis seiner diesbezüglichen Fähigkeiten ansehen.

Wir, mit bescheidenen Mitteln, mischen vorsichtig die mattgelbe Gloire de Dijon mit zarter Vanille und discreter Reseda, das leuchtende Roth der Paul Neyron mit dem frisch blinkenden Jasmin nnd abtönenden weissen Flieder. Rosen nur in zwei, höchstens in drei Farben, und lassen nur im Feldblumenstrauss Gleichberechtigung für alle gelten und unserer Neigung für Buntes die Zügel schiessen.

Und selbst hier noch weise Umsicht im Ordnen der Farben. Schlecht passt das zarte Lila der Glocken- zum harten Blau der Kornblume und dem lauten Rot des Mohn. Folgen wir daher der Natur auf ihren Spuren, und dort erzählen sich Mohn- und Kornblume vom bewegten Leben des Kornfeldes ; Butterblume plaudert mit der kleinen Freundin Vergissmeinnicht vom munteren Wieseubach, und an schlanke Farm sich schmiegend, träumt Glockenblume vom Rauschen des fernen Waldes.

Und das alles verlangt viele Knospen, denn sie geben dem Strauss die natürliche Frische, die Jugend.

Mehr Spielraum für das Zusammenstellen von Farben bieten Jardinièren, indem sie meistens grössere räumliche Ausdehnung nnd ferner verschiedene Seiten haben, so dass sich dem ersten Blick nicht die ganze Fläche darbietet

Um eine Jardinière zu füllen, stopfe man dieselbe so fest mit Moos, wie es die Hände imstande sind, wobei man die das Moos zusammenhaltenden Weidenruthen nicht entfernt.

Bei Auswahl der Blumen muss vor allem das richtige Grössenverhältnis zwischen Behälter und Inhalt im Auge behalten werden. Man suche sich sodann ein ungefähres Bild von dem vorzunehmenden Arrangement zn machen und skizzire sich durch Ein­stecken einiger Blumenstengel die Form desselben.

So verlangt beispielsweise die ovale Jardinière eine leicht erhöhte Mitte, welche nach allen Seiten zu etwas abfällt.

Wie beim Strauss, so dienen auch hier die feineren Blüten nur zum Ausfüllen, während die grösseren den Grundton für Form und Farbe geben.

Man vertheile deshalb schon hier vorsichtig und vermeide es namentlich, zu starke und sich schlagende Farbencontraste, wie verschiedenes Rot, zu nahe zu­sammenzustellen.

An sich kräftig wirkende Farben kann man durch Einfügen von vermittelnden Schattirungen geschickt abdämpfen und einem bunten Bild so das Grelle benehmen.

Unbesorgt also um zu lebhaftes Farbenspiel, lasse man die satten Farben der Levkoje neben allen Grössen der zarten Porzellan-Rose, den tiefgelb leuchtenden Goldlack neben der vornehmen Blüte des Hybiskus und dem rötlichen Oleander stehen.

Droht eine der blühenden Schönheiten zu sehr auf Kosten ihrer Nachbarin zu glänzen, so genügt oft der zartgrüne Schleier des Frauenhaar oder einige Stengel Erika, um die Gefahr glücklich abzuwenden.

Als besonders reizende Füllung für Behälter kleineren Umfanges weise ich noch­mals anf die voitheilhafte Mischung von Butterblume und Vergissmeinnicht hin. Gar anmutbig auch sind Maassliebchen, von denen man stark zusammengedrückte Knospen knapp über das Moos hervorgucken lässt, ferner Tausendschön, Klee, Primel.

Leider gestattet hier weder der Raum noch die Geduld der verehrten Leserinnen all das Reizende auch nur zu nennen, das man mit einigen gut gemachten Blumen, mit etwas Laub und den erwähnten kleinen technischen Kunstgriffen zu schaffen imstande ist.

Nur einiges nnd durch persönliche Erfahrung als besonders hübsch Befundenes sei erwähnt als Fingerzeig für jene, welche augenblicklich um ein passendes Geschenk verlegen sind und guten Rath nicht einholen können.

Rasch herzustellen und für alle Gelegenheiten passend, sind einige, jedoch mit grösster Sorgfalt anzufertigende, Rosen an langen, dornenbesetzten Stielen mit Trieben nnd Knospen, durch eine Goldschnur leicht zusammengehalten. Am geeignetsten : Rosen Gloire de Dijon mit herbstlich gefärbten Laub oder Rose Marie Baumann und Rose Pierre Nothing. Käfer, Thautropfen, letztere vor allem auf den grünen Blättern.