Die alten Canalanlagen auf dem Suezisthmus.
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stellt, daß er — wenn auch, trotz seiner künstlichen Schleuseneinrichtung, nicht zu jeder Zeit schiffbar — nahe bis zu der Römerherrschaft, also über zwei und ein halbes Jahrhundert, den äthiopischen, arabischen und indischen Handel belebte. Unter den Ptolemäern, zu welcher Zeit der Boden des Isthmus noch 3 mtr. tiefer als gegenwärtig (im Vergleich zum Niveau des Rothen Meeres) gelegen haben soll, hatte die Canalanlage eine derartige Erweiterung erfahren, daß es möglich war, von der Nilstadt Phakusa, dem jetzigen Fakus, aus durch die mit einander verbundenen Ballah- und Menzalehseen bis Pelusium, und von dem Ballahsee durch die Bitterseen und den sog. „Fluß des Ptolemäus“ bis Arsinoe zu gelangen. Die kostspielige Unterhaltung und der geringe Verkehrsnutzen des Canals scheinen später den Verfall herbeigeführt zu haben; denn von den Schiffen, auf welchen Kleopatra sich und ihre Schätze vor dem Antonius nach der Schlacht von Actium (31 v. Chr.) in’s Rothe Meer zu flüchten versuchte, blieben einige im Canale stecken (anderen gelang allerdings die Durchfahrt) x ), und fünf Jahre später (24 v. Chr.) vermochte Aelius Gallus für seine arabische Expedition nur noch Bauholz, aber keine Schiffe mehr hindurchzubringen 2 ).
Eine wohl dem alten Canalbette theilweise folgende Wasser-
P Nach Plutarch , Marcus Antonius Cap. 70. Wir folgen der richtigen Wiedergabe Stephan ’s (a. a. 0., S. 430), von der Schleiden ’’s (a. a. 0., S. 75) wie Linant ’’s (a. a. 0., S. 190) Darstellungen in einigen Puncten abweichen. Linant, der aber wie alle neueren Schriftsteller die vortrefflichen Erörterungen Letronne’s (vergl. die Nachträge) übersah, hob nochmals mit Recht hervor, daß die Stelle hei Plutarch die so allgemein gezogene Schlußfolgerung nicht unbedingt gestattet; denn 1. waren die Schiffe der Kleopatra möglicherweise zu groß oder zu schwer für den Canal, u. 2. könnte der im alten Zustande noch erhalten gewesene Canal nur indirect, indem sich der Boden während der vergangenen drei Jahrhunderte stellenweise gehoben hatte, schwerer resp. unpassirbar geworden sein.
2 ) Vergl. H. Kiepert , Lehrbuch d. alten Geographie. Berlin. 1878. S. 200.