Betrachtungen über erworbene Fähigkeiten etc.
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Bereits früher habe ich darauf hingewiesen, wie räthselhaft sich solchen Erfahrungen gegenüber die Fälle ausnehmen, wo nur bei wenigen Species Einer Classe ein ganz charakteristischer Farbstoffkörper (wie z. B. das Bonellein bei Bonellia viridis, das Turacin bei den Musophagiden, die Carminsäuren bei Coccus) erscheint, während selbst nächstverwandten Formen diese Productionsfähigkeit durchaus mangelt, oder wo ein für sämmt- liche Angehörige ein und desselben Typus specifisches Stoffwechsel- product (wie z. B. das Hämoglobin für die Vertebraten, das Chitin für die Arthopoden) plötzlich an einer entfernten Stelle in der Thierreihe, aber auch dann meist nur bei Vertretern einer kleinen Gruppe wieder auftaucht. Derartiges läßt sich ebenfalls übereinstimmend für die im Rothen wie für die im Mittelmeere zusammenlebenden Arten aus einer Classe constatiren.
Alle diese zwar sehr überraschenden und noch völlig unverstandenen Verhältnisse können uns jedoch nicht blind denjenigen Erscheinungen gegenüber machen, welche lehren, daß die Thiere des Rothen Meeres im Allgemeinen ihre Kräfte besser anzuwenden, ausgiebiger zu benutzen wissen und oft auch weiter auszubilden verstanden haben als die des mittelländischen Gebietes. Die Physiologie der Farbstoffe und der Farben stellt ein unerschöpfliches Füllhorn dar, welchem sich später noch mehr als jetzt eine unermeßliche Zahl von Beispielen für die Richtigkeit dieser Auffassung entnehmen lassen wird. Nur wenige andere, im Chemismus der Organe selbst tief wurzelnde Eigenschaften werden so stark von den äußeren Existenzbedingungen beeinflußt als die Färbungen. Das hängt zum Theil damit zusammen, daß das Nervensystem einen mächtigen Einfluß auf die meisten Pigmentzellen äußert, und daß auch äußere Einwirkungen das Retentionsvermögen der Gewebe für einzelne Pigmente theils erhöhen, theils vermindern.
Wir würden über die Einwirkungen des Lichtes, der Tem-