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Zweiter Theil
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und mit dem Tode bedroht. Keiner der deutschen Matrosen ver­stand eine Sylbe Arabisch, ihre Lage war furchtbar. Endlich ge­lang es dem Kapitän, den Beduinen begreiflich zu machen, daß man nach Alcrandrien zurück wollte. Sie verstanden sich dazu, die nöthigen Kamele herzugeben. Die Karawane brauchte siebzehn Tage zu ihrer Reise. Im Anfange behandelten die Beduinen unsere Leute mit wahrer Grausamkeit. Man gab ihnen kaum nur in Wasser gekochte Waizenkörner oder schlissiges Durrahbrod zu essen, wozu ihnen salziges Wasser nothdürstig gereicht wurde. Je näher die Karawane der Stadt Alcrandrien kam, um so besser und freundli­cher wurde die Behandlung der Schiffbrüchigen von Seiten der Be­duinen, denn diese fürchteten mit Recht, eine wohlverdiente Strafe von den Türken zu erhalten.

Kaum läßt sich der elende Zustand, in welchem die Karawane in Alerandrien ankam, beschreiben. Trotz der enorm hohen Preise, welche der Kapitän für die Kamele zu zahlen versprechen mußte, hatten doch nur einige Matrosen deren erhalten und mußten ab­wechselnd zu Fuße gehen. Der glühende Sand der Wüste hatte ihre Füße verbrannt, sie trugen von der Sonne am ganzen Körper Brandwunden. Durch Hunger und Durst hatten sie entsetzlich ge­litten; sie kamen kraftlos, krank und ohne einen Heller Geld in Alerandrien an. Das preußische Konsulat versorgte sie zuerst mit Wohnung, Speise und Trank, später auch mit einem Arzte. Dann wurde die Untersuchung des ganzen Unglücksfalles eingeleitet. Der Konsul wollte darauf antragen, daß jeder der Beduinen durch die türkische Regierung mit fünfzehnhundert Peitschenhieben bestraft wer­den sollte, und würde diese Strafe jedenfalls erwirkt haben, wenn es der Kapitän des Schiffes zugegeben hätte. Dieser setzte allen Vorstellungen nur die Worte entgegen: ,,Wenn ein anderes Schiff an der Stelle, wo ich zu scheitern das Unglück hatte, unterginge, würden die Beduinen gewiß die Mannschaft tödten, und dem hoffe ich dadurch vorzubeugen, daß Keiner von den Räubern ge­straft wird." Er hatte hierin nicht Unrecht.

Wenige Tage später erhielten die Beduinen die ihnen vom Kapitän versprochene Geldsumme und verließen Alerandrien. Der