Ein Blick in das Thierleben Egyptens.
Die Untersuchung einer genauen Karte „des wie eine Auster zwischen zwei Schalen hängenden Nillandcs Egypten" berechtigt uns schon im Voraus dazu, einen Schluß zu machen, welche Thierklasse in diesem eigenthümlich beschaffenen Lande mehr als die andere bevorzugt sein wird. Das enge, sich nur gegen das Meer hin erweiternde Stromthal kann nicht geeignet sein, allen Thier- klassen gleiche Annehmlichkeiten zu bieten. Es ist zu schmal, um größeren Landthieren Raum und sichere Schlupfwinkel zu gewähren; die Gebirge sind zu kahl, um viele pflanzenfressende Thiere zu ernähren ; die Wälder sind zu licht und zu nahrungsarm, als daß diese oder gefährliche fleischfressende Raubthiere dort ihre Wohnung nehmen könnten. Dagegen werden Amphibien und Vögel passendere Wohnplätze in einem Lande finden, wo Feuchtigkeit und Trockenheit so wunderbar vereinigt sind, daß Sandwüsten Sümpfe begrenzen. Am glücklichsten dürfte Egypten für die Klasse der Vögel beschaffen sein.
Der auf seinem Winterzuge von Norden her einwandernde Vogel findet einen Platz, wie er ihn nur immer wünschen mag: er findet schroffe, steile und öde Gebirge, welche sich an blühenden, bebauten und bewaldeten Ebenen hinziehen; er findet lachende, für ihn weite, von brennenden, sandigen Wüsten begrenzte Fluren, den mächtigen Nil mit seinen unzähligen Kanälen, die Küste des Meeres mit Salzseen und Sümpfen, welche vom Meere aus überflu- thet und mit süßem Wasser gespeist werden. Eins der angenehmsten Klimate der Erde setzt den der großen Wasserheerstraße folgenden Vogel in den Stand, seinen Aufenthaltsort innerhalb von sechs Breitengraden unter fast gleich glücklichen Verhältnissen wichen zu können. Und das bemerkt der Reisende bald. Er be-