VI. Fachschulen für Frauenerwerb.

Einleitung.

Die Wichtigkeit dev Heranbildung- des weiblichen Geschlechtes für den Erwerb wurde in Oesterreich schon im vorigen Jahrhunderte unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia in das Auge gefasst, welche in Böhmen Spinnschulen in das Leben zu rufen bestrebt war. Seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts versuchte die Regierung besonders im Erz­gebirge die Hausindustrie des Spitzenklöppelns durch eine Reihe von Lehr­werkstätten zu heben, welche aber jedesmal nach dem Verlaufe von wenigen Jahren wieder eingingen. Diesem Schicksal unterlagen auch die im Jahre 1867 in Grasslitz, Gossengrün, Bleistadt, Heinrichsgrün, Schönlind, Früh­buss, Neuhaus, Trinkseifen, Neudeck, Bernau, Platten, Seifen, Gottesgab, Kupferberg, Stolzenhan und Neudorf neu errichteten Lehrwerkstätten für Spitzenklöppelei. Gegenwärtig befindet sich die Errichtung einer Spitzen­industrieschule, welche auf anderen Grundsätzen beruhen soll, für die Orte Grasslitz und Joachimsthal im Stadium der Verhandlung.

In Tirol besteht gegenwärtig eine Spitzenklöpelschule zu Rietz. Zu Hoch­stadt in Böhmen wurde eine Strohflecht-, Handschuhnäh- und Spitzenklöppel­schule in jüngster Zeit wieder eröffnet und für Graupen und Zinnwald die Errichtung einer Strohflechtschule in Aussicht gestellt.

Mit anerkennenswertlier Energie nahmen in den letzten Jahren Frauen- enverb-Vereine die Errichtung von gewerblichen Arbeitsschulen für Mädchen in die Hände. Solche Schulen bestehen in Wien, Prag, Graz, Klagenfurt u. s. w. In Krakau schliesst die mit dem dortigen Gewerbemuseum in Ver­bindung stehende höhere Bildungsanstalt für Mädchen den Keim einer gewerblichen Zeichenschule für das weibliche Geschlecht in sich.