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hatte. Die Bleiche in Meinungen hatte während eines halben Jahrhunderts einen nach frühern Begriffen äußerst schwunghaften Betrieb auszuweisen. Die benachbarten St. Gallisch-appenzellischen Baumwollfabrikanten ließen ihre Erzeugnisse vorzugsweise in Mei- ningen bleichen; der Anstalt stand eine große, ebene Bodenfläche zur Verfügung, wie sie im St. Gallisch-appenzellischen Hügellande, wo zudem Grund und Boden in Folge der demokratischen Staats- cinrichtung in kleine Parzellen vertheilt worden, nicht zu haben war. Die Anwendung des Chlors im Bleichvcrfahren änderte aber die Situation; Bleichereien konnten fortan auch ohne große Bodcnfläche bestehen kurz, die Bleiche in Meiningen hat schon seit 40 Jahren jede Bedeutung verloren und die verfügbare' Wasserkraft wird heute zum Betriebe einer mechanischen Weberei benützt.

Zurückkehrend zur Geschichte der Vorarlbergischen Baumwoll­industrie erwähne ich, daß sich im Jahre 1817 mit Christian Getzner Andreas Gaßner, senior, associirte, der sich in der Schweiz einige Kenntnisse in der Fabrikation von Baumwollwaaren er­worben hatte. In diese Zeit fällt denn auch die Aufstellung mehrerer Haudwebstühlc in Bludenz durch die Genannten, welche auf diesen Stühlen Kölsch, Cotonine und farbige Sacktücher er­zeugten. Im Jahre 1818 trat noch Xaver Mutter in die Societät, welche unter der FirmaGetzner, Mutter Comp." die Handspinnerci fortbetrieb, vorzüglich aber sich die Ausdehnung der Baumwollwaarenfabrikation zum Ziele gesetzt hatte.

Im Jahre 1817 kaufte sich Christian Getzner in Feldkirch an und begann daselbst im eigenen Hause eine Türkischrothfärberei für Garne zu betreiben, welche aber wegen des üblen Geruches, den sie verbreitete, im Jahre 1822 nach dem zwischen Feldkirch und Frastauz gelegenen Weiler Fclscnau transferirt wurde. Die Räumlichkeiten in Feldkirch wurden nun zu einer Blau- und Schönfärberei, sowie zum Handdruck eingerichtet. Einige Jahre später wurde auch die Blau- und Schönfärberei nach Felscnau transferirt, der Handdruck aber ganz ausgegeben.

Vom Jahre 1817 au hatte sich die Fabrikation von Baum- wollwaarcn rasch gehoben und die von der Firma Getzner, Mut­ter L Comp. erzeugten Kölsch, Cotonine und Sacktücher fanden außer in Vorarlberg besonders auf den Märkten von Hall, Bozen und Verona, wo im Jahre 1820 ein Kommissionslager errichtet wurde, reichlichen Absatz.