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Die Hausindustrie Oesterreichs : ein Kommentar zur hausindustriellen Abtheilung auf der Allgemeinen Land- und Forstwirthschaftl. Ausstellung ; Wien 1890 / redigiert von Wilhelm Exner
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verschiedene Gegenstände, für den Hausrath bestimmt, an­gefertigt, und diese Erzeugnisse finden durch Vermittlung von Händlern und Verlegern ihren Absatz theils in den Ländern der Monarchie, theils in den Donaufürstenthümern und im Orient.

Aber auch der im Kammergute ausserordentlich ge­stiegene Fremdenverkehr führt viele Käufer den Producenten direct zu, und dieser Umstand ist es zunächst, welcher eine bessere Verwerthung der erzeugten Waaren und demzufolge nicht allein lohnenderen Verdienst, sondern auch vermehrte Lust zur Thätigkeit erzielt.

Im Allgemeinen ist der Erwerb der Hausindustriellen ein mühe- und sorgenvoller; der durchschnittliche tägliche Verdienst erreicht bei einem ziemlich geübten Arbeiter 55 bis 05 kr., und wenn die Familienglieder sich an der Arbeit betheiligen, was in den meisten Fällen zu trifft, so wird die tägliche Gesammteinnahme im Durchschnitte mit 1 fl. bis fl. P10 anzunehmen sein.

Das leidige, ungesunde Verhältniss, in welchem ein grosser Theil der Hausindustriellen zu den Verlegern steht, übt einen nicht unwesentlichen Rückschlag auf die Fort­entwicklung und den Bestand der einst blühenden Haus­industrie aus, und obwohl im Allgemeinen, insbesonders aber in den Gemeinden Ischl und Hallstatt, sich bei den Erzeugern das Bestreben nach Emancipirung von den Verlegern kund­gibt, ist doch ein nicht geringer Theil derselben noch voll­ständig in den Händen der Verleger, welche den meist in höchster Geldnoth befindlichen Arbeiter bei Lieferung seiner Waaren arg bedrücken.

Fine Besserung würde nur herbeigeführt werden können, wenn der Consument mehr direct mit dem Producenten in Verbindung gebracht werden könnte, was ja nicht allzu

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