heiten, Studienköpfe, und die Porträts aus den Kreisen der Gelehrten, Mediciner, Dichter, Schauspieler etc. Alle Neuerungen im Bereiche der Porträtphotographie, wie die Einführung der Gelatineemulsionsplatten für die photo­graphischen Aufnahmen, die Verwendung des Platins zu Copirzwecken, die Aufnahmen bei Blitzlicht etc. wurden stets erprobt und von Josef Löwy in Wien zuerst eingeführt, und so entwickelte sich seine Anstalt nach und nach zu einem der ersten Porträtateliers Wiens, welchen Rang es noch heute einnimmt. Der Bau eines Reproductions- ateliers (Reisnerstrasse) wurde nöthig durch grosse Arbeiten, wie die Aufnahmen der Bahnbauten der Südbahn, der Brenner-, Nordwest-, Fiumaner- und Waagthalbahn; ferner durch die Herstellung der grossen Collectionen von Aufnahmen der Wiener Neubauten und Aufnahmen auf kunstgewerblichem Gebiete. Im Jahre 1872 erbaute Löwy in dem von ihm angekauften Hause III. Erdbergstrasse 15 ein wieder vergrössertes Reproductions-Atelier nebst diversen Arbeitsräumen. Hier entstand nun auch als erste Anstalt in Oesterreich-Ungarn die Abtheilung für das Lichtdruckverfahren, welche sich im Laufe der Jahre zu dem umfangreichsten und wichtigsten Theile der Gesammt- anstalt entwickelt hat. Mit der Schaffung dieser Abtheilung beginnt der einschneidendste Wendepunkt in der Ent­wickelung des Institutes. Denn die Photographie verliert ihren Selbstzweck und stellt sich in den Dienst des graphischen Druckverfahrens.

Während der Weltausstellung des Jahres 1873 in Wien setzte Josef Löwy in der photographischen Abthei­lung eine Lichtdruckhandpresse in Thätigkeit und betheiligte sich in hervorragender Weise an der Association der Photographen zum Zwecke der photographischen Aufnahmen der Ausstellung in ihren interessantesten Theilen. Zur additionellen Ausstellung lieferte er circa 100 lebensgrosse Brustbilder der bedeutendsten Persönlichkeiten und eine grosse Collection von Fabriksansichten, wie z. B. die der Alpinen Montangesellschaft etc., welche mittelst directer Vergrösserung hergestellt waren und in dieser Abtheilung als Wandschmuck Verwendung fanden. Als Anerkennung seiner Leistungen für die Ausstellung wurde ihm der Hoftitel verliehen, überdies wurde er zum Berichterstatter für den Ausstellungsbericht für Photographie ernannt. Schon nach kurzer Zeit ermöglichten die eingelaufenen Lichtdruck­aufträge, statt der Handpressen fünf Schnellpressen aufzustellen, mit welchen die Anstalt im Jahre 1882 das Künstler­album der internationalen Kunstausstellung druckte, und zwar 40 Blätter in je 4000 Exemplaren innerhalb dreier Monate. Josef Löwy hatte ein Jahr vorher die Herstellung polychromer Bilder nach einem neuen, von ihm erdachten Ver­fahren, durch Combination des Stein-und Lichtdruckes eing-eführt. In der Folge wurden Farbenlichtdrucke nach Gemälden der Maler Fröschl, Math. Schmid, Defregger etc. in besonders anerkennenswerther Weise hergestellt. Zu dem weiteren Ausbaue des Institutes gehört die im Jahre 1883 errichtete Abtheilung für Photogravure. Im Jahre 1885 ergieng vom k. und k. Obersthofmeisteramte an einige photographische Firmen die Aufforderung, sich um die Aufnahmen und Herausgabe der alten Meister der kaiserlichen Gemäldegalerie zu bewerben. Die Wahl fiel auf das Atelier Löwy. Es wurden circa 800 Gemälde, darunter die meisten in drei Formaten, und zwar im Belvederegarten auf einer daselbst errichteten Drehscheibe photographirt. Die Aufnahmen wurden mit Collodium- emulsion nach dem damals neuen Verfahren gemacht. Mit der Ausgabe dieser Galerieaufnahmen beginnt die Verlagsthätigkeit der Firma J. Löwy. Des weiteren wurde eine zweibändige Heliogravureausgabe der kaiser­lichen Gemäldegalerie (120 Tafeln mit Text vom Hofrathe von Engerth) hergestellt, ferner gelangten zur Ausgabe Aufnahmen aus den Galerien der Grafen Czernin, Harrach und Schönborn und des Domcapellmeisters Preyer in Wien, sowie Reproductionen der Prager Landesgalerie und der Galerie des Grafen Erweffi Nostitz in Prag. Gleich­zeitig wurde eine grosse Collection von Photographien nach modernen Bildern angelegt, beginnend mit den Auf­nahmen der modernen Abtheilung der kaiserlichen Gemäldegalerie. Im Vereine mit Herrn Regierungsrath Director Schaeffer, welcher den Text schrieb, gab Josef Löwy ein Prachtwerk in Heliogravüren der letztgenannten Abtheilung heraus. Zu erwähnen sind noch die photographischen Collectionen von Wiener Architekturen und Ansichten, kunst­gewerblichen Objecten, Studien, von Ansichten des Semmeringgebietes und von Abbazia, sowie die für den Wand­schmuck berechnete grosse Sammlung von Einzelblättern in Photogravure nach modernen Bildern Wiener und anderer Künstler. Eine weitere Verlagsthätigkeit entstand durch die Ausgabe von Lichtdruckwerken, kunstgewerb­lichen und architektonischen Inhaltes, zu welchen speciell der allzu früh verstorbene Kunstschriftsteller Dr. Albert Ilg die Anregung gegeben hatte. Es entstanden nach und nach Werke, welche die beiden Hofmuseen, das Burgtheater, die Hofbibliothek und einige Barockpalais behandelten, sowie ein Album österreichischer Bildhauerarbeiten des 18. Jahrhunderts. Zwei Werke schilderten den Lebenslauf der Wiener Bildhauer Kühne und Tilgner. Die Waffen­sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses wurde in zwei Bänden veröffentlicht, ebenso die Goldschmiedeabtheilung in einem stattlichen Bande von 50 Tafeln, theils Lichtdrucken, und Farbenlichtdrucken, theils Photogravuren, und im Jahre 1891 die Costümausstellung des k. k. österreichischen Museums. Die Verlagsabtheilung befindet sich bis heute im Gebäude der Gartenbaugesellschaft. Ausser Oesterreich-Ungarn hat sich der Verlag ein grosses Absatzgebiet im Deutschen Reiche, Belgien, Holland, Russland und in letzterer Zeit in England und Amerika errungen.

In Folge dieser umfangreichen Arbeiten, sowie der immer zahlreicher einlaufenden Bestellungen aus dem In- und Ausland erwiesen sich die bestehenden Arbeitsräume wieder zu beengt, so dass Josef Löwy im Jahre 1894 sich entschloss, auf dem Gartengrunde seines im Jahre 1872 angekauften Hauses ein eigenes Gebäude für Reproductions- Fächer, jetzt III. Parkgasse 15 zu errichten.

Im Souterrain des sehr geräumigen Etablissements befinden sich, unter Anwendung des elektrischen Lichtes, die Aufnahms- und Copirräume für die neu errichtete Autotypieanstalt, ein Laboratorium für orthochromatische Collodiumbereitung, die Tischlerei und die Heizanlage für das ganze Haus. Durch Schaffung der modernsten Ein­richtungen wurde es ermöglicht, dass auch die oben genannte jüngste Abtheilung mit ihren Autotypien (amerika­nischen Systems), in Messing und Kupfer geätzt, und vor Allem mit den Dreifarben-Buchdruclccliches in kurzer Zeit den günstigsten Erfolg aufzuweisen hatte. Im Parterre ist das Comptoir untergebracht, ferner in einem grossen Saale die Buchbinderei mit anstossendem Papierlager. Räume für die Retouche, das Laboratorium für den Licht-

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